Von alter zu neuer Heimat – Orthodoxe Christen in Deutschland heute
Neue Heimat Deutschland
Mit inzwischen deutlich über zwei Millionen Gläubigen[1] ist die Orthodoxie in Deutschland jetzt nicht nur die drittgrößte christliche Konfession, sondern weist auch mehr Mitglieder auf als etliche der autokephalen Kirchen in Mittel- und Osteuropa.[2] Ein wesentlicher Unterschied besteht allerdings darin, dass die orthodoxen Christen in Deutschland in ihrer überwiegenden Mehrzahl Zuwanderer maximal der letzten fünfzig, zumeist sogar nur dreißig Jahre sind, sie also erst in der ersten oder zweiten Generation hier leben, und sich auf zehn kanonische[3] Diözesen[4] der jeweiligen Heimatkirchen[5] verteilen.[6]
Dabei unterliegt es keinem Zweifel mehr, dass die ganz große Mehrzahl der heute in Deutschland lebenden Orthodoxen dieses Land inzwischen nicht mehr nur als einen vorübergehenden Aufenthaltsort, sondern als feste Wohnstatt, als neue Heimat angenommen hat, es freiwillig nicht wieder zu verlassen gedenkt und sich hier eingerichtet hat. Im „Brief der Bischöfe der orthodoxen Kirchein Deutschland an die Jugend“ vom Dezember 2017 heißt es entsprechend in Punkt 1: „Wir leben in einem Land, in dem der Einzelne die Möglichkeit hat, sich in Freiheit und Menschenwürde zu entfalten. … Die Tatsache, dass wir in Deutschland leben, wo Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte zum Allgemeingut gehören, können wir als Segen Gottes betrachten“.[7]
Während es sich im Gegensatz zu heute bei den ersten beiden großen Wellen orthodoxer Zuwanderung nach Deutschland im 20. Jahrhundert[8] um Menschen handelte, die entweder als Flüchtlinge – sei es nach der bolschewistischen Machtergreifung in Russland 1917 oder im Laufe des II. Weltkrieges - oder als Gastarbeiter (vor allem aus Griechenland und dem damaligen Jugoslawien) in den 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts ihr Gastland, zumindest anfangs, so schnell wie möglich wieder verlassen wollten, um in ihre Heimat zurückzukehren, kamen ab 1990 nach dem Sturz der kommunistischen Regime in Ost- und Südeuropa immer mehr orthodoxe Christen nach Deutschland, um dort eine neue Heimat zu suchen - und sie auch fanden. Mit Ausnahme der Flüchtlinge aus dem postjugoslawischen Bürgerkrieg und in jüngerer Zeit vor dem islamischen Terror im Nahen Osten sind sie ja nicht der unerträglichen Situation politischer Verfolgung entkommen, sondern haben sich, zum Teil unter Nutzung ihrer deutschen oder jüdischen[9] Wurzeln, bewusst nach Deutschland begeben, um dort bessere Lebensbedingungen zu finden. Auch die Gastarbeiter, die ursprünglich nur einen zeitlich befristeteten Aufenthalt zur Gewinnung einer finanziellen Basis für das Leben in der Heimat intendierten, gliederten sich immer mehr in die deutsche Gesellschaft ein, gründeten hier selbst Unternehmen, erwarben Besitz und verwurzelten sich zunehmend. Sie alle sind eindeutig, wie es im Vorwort der Übersetzungskommission der Göttlichen Liturgie ins Deutsche treffend heißt, „keine zeitweiligen Gäste mehr, sondern Bürger dieses Landes, in dem sie auch immer tiefere sprachliche Wurzeln schlagen.“[10]
Das gilt natürlich vor allem für die zu einem erheblichen Teil schon in diesem Lande geborene oder zumindest dort aufgewachsene jüngere und jüngste Generation der Orthodoxen in Deutschland, die das deutsche Schul- und teilweise Hochschulsystem durchlaufen hat, zahlreiche persönliche Kontakte pflegt und generell immer mehr in die hiesige Gesellschaft hineinwächst. Schule, Ausbildung, Berufsleben, Mischehen tragen dazu bei, dass die jungen Generationen in vielem denselben Einflüssen wie ihre nicht-orthodoxen Altersgenossen unterliegen, Einflüssen, die sich allerdings nicht immer problemlos mit dem orthodoxen Glauben, der orthodoxen Ethik und ihren traditionellen Werten, vor allem im Blick auf Ehe und Familie und der Kultur der Herkunftsländer der Eltern und Großeltern vereinbaren lassen.[11]
Etliche dieser Aspekte werden in pastoraler Weise in dem schon erwähnten „Brief der Bischöfe der orthodoxen Kirche in Deutschland an die Jugend über Liebe – Sexualität – Ehe“ von 2017 angesprochen, so etwa: „In einer pluralen Gesellschaft wie Deutschland sind Ehen zwischen Orthodoxen und anderen Christen keine Seltenheit. … Solche Ehen haben in den letzten Jahrzehnten zu Begegnungen und gegenseitigem Kennenlernen beigetragen“.[12] Als Fazit wird dort herausgestellt: „In der Gesellschaft, in der wir leben, finden ständig Veränderungen statt. Jene, in denen wir den Geist des Evangeliums Jesu Christi erkennen, begrüßen wir. Auch die traditionelle Familie steht heute vor radikalen Herausforderungen. Getreu dem Wort des Apostels Paulus an die Thessalonicher ‚Prüft alles und behaltet das Gute!’ (1 Thess 5,21) sind wir alle, liebe junge orthodoxe Christen, stets neu dazu aufgerufen, das Menschenbild unseres orthodoxen Glaubens zu vertreten, und vor allem zu leben. Das Wort von der Familie als ‚Kirche im Kleinen’, die Urzelle der Kirche in ihrer Gesamtheit ist, ist für uns nach wie vor zukunftsweisend.“
Dabei kann man allerdings nicht die Augen davor verschließen, dass in etlichen Familien der Prozess der Beheimatung in Deutschland auch mit Problemen, auch einem Generationenkonflikt verbunden ist. Wie schon oben erwähnt, ist die überwiegende Mehrheit der orthodoxen Christen oder ihre Familien erst in den letzten maximal fünf Jahrzehnten nach Deutschland gekommen. Auch wenn sie hier ihre neue Heimat gesucht und zumeist auch schon gefunden haben, bleiben andererseits besonders für die Migranten der ersten und zweiten Generation die realen und emotionalen Bindungen an die alte Heimat noch stark, gerade in der heutigen Zeit, in der dank Internet und verbesserter Reisemöglichkeiten ein ständiger Kontakt zu den Heimatländern möglich ist, während für die in Deutschland Geborenen die Prägungen durch dieses Land und seine gesellschaftlichen Gegebenheiten naturgemäß zunehmend stärker, aber eben nicht immer mit den Normen der orthodoxen Moral und allgemein den heimischen Familientraditionen problemlos vereinbar sind.[13]
Insofern kann man die derzeitige Lebenssituation vieler orthodoxer Christen in Deutschland als eine – manchmal fruchtbare, gelegentlich aber auch problembeladene – Spannung zwischen alter und neuer Heimat, aber auch zwischen eigener orthodoxer und säkularer gesellschaftlicher Lebensweise charakterisieren und als Aufgabe der nächsten Jahrzehnte, diese Spannung zu einer tragfähigen Basis für die Zukunft zu führen, bei der zahlreiche Aspekte wichtig sind, von denen hier einige, allerdings keineswegs alle, angesprochen werden können.
Ethnische Vielfalt in einer Kirche
Es ist jedem Orthodoxen bewusst, dass die – derzeit fünfzehn – autokephalen lokalen orthodoxen Kirche in aller Welt zusammen die „Eine Heilige Katholische und Apostolische Kirche“, die er im Glaubenssymbolon bekennt, bilden und dass er zusammen mit allen anderen orthodoxen Brüdern und Schwestern im Glauben zu eben dieser einen übernationalen weltweiten Orthodoxie gehört.
Das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu dieser in der Familie der verschiedenen Lokalkirchen realisierten Einen Orthodoxen Kirche wird dabei jedoch in erster Linie durch die Zugehörigkeit zur jeweiligen lokalen Kirche der alten Heimat und ihrer für Deutschland zuständigen Diözese realisiert: Die Sprache der Kommunikation untereinander und vor allem die der Gottesdienste und die dazugehörige Musikform, zahlreiche lokale Bräuche und Traditionen spielen dabei eine wichtige Rolle für die Praxis des Glaubens[14] - auch unter den orthodoxen Christen in Deutschland, die zumeist in ethnisch überwiegend einheitlichen Bistümern und deren Gemeinden ihren allen gemeinsamen Glauben leben. So finden wir denn auch in den großen Städten in der Regel ethnisch, nicht regional unterschiedene Pfarreien: griechische, arabische, russische, serbische, rumänische, georgische, bulgarische usw., die den gleichen orthodoxen Glauben teilen und in denen auch ein weitestgehend gleicher Gottesdienst gefeiert wird, aber eben in unterschiedlichen liturgischen Sprachen mit verschiedenen musikalischen Traditionen und teilweise auch variierenden Frömmigkeitsformen, die von den Gebräuchen der alten Heimat geprägt sind.[15]
Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang sicher auch, dass zwar viele Gemeinden auch einige ethnische einheimische[16] Deutsche unter ihren Mitgliedern haben, die den Weg in die Orthodoxie gefunden und diese angenommen haben (manchmal durch ihre Ehepartner, doch nicht selten auch durch ihre eigene religiöse Entwicklung[17]), es aber nur fünf relativ kleine offiziell deutschsprachige orthodoxe Gemeinden in Deutschland gibt.[18] Jede von ihnen hat auch kaum mehr als 100 Gläubige, und selbst wenn man von durchschnittlich zwanzig Deutschen pro Gemeinde ausgeht, stellen diese zusammen kaum mehr als ein halbes Prozent aller orthodoxen Christen im Lande dar. Allerdings finden sich deutsche Konvertiten gerade unter den aktivsten Gemeindemitgliedern.
In einer Reihe weiterer Gemeinden, die nicht offiziell als deutschsprachig benannt sind und wo auch nur relativ wenige ethnische Deutsche Pfarrmitglieder sind, gibt es jedoch ebenfalls einen – deutlich wachsenden - Anteil an Gottesdiensten oder zumindest Teilen von ihnen in deutscher Sprache. Generell aber gilt derzeit noch für die meisten Kirchen, dass die Gottesdienste (und oft auch die Predigt) ganz bis weitaus überwiegend in Griechisch, Russisch, Serbisch usw. gehalten wird, also in der Sprache der alten Heimat.
Dies dürfte sich allerdings – zumindest im Hinblick auf die Verkündigung und Katechese – in absehbarer Zeit deutlich ändern, wenn mehr und mehr Geistliche geweiht werden, die bereits in Deutschland aufgewachsen oder sogar schon dort geboren sind. Bislang ist dies aber noch die Minderheit.[19] Dabei ist jedoch unter dem Klerus einzelner orthodoxer Bistümer die Zahl der deutschen Geistlichen deutlich höher als unter den Gläubigen, liegt nämlich etwa 5-10%, variiert allerdings stark von Diözese zu Diözese: So sind beispielsweise unter den 79 Geistlichen der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland (5 Bischöfe, 71 Priester und zwei Diakone)[20] neben 72 Griechen lediglich 4 Rumänen und 3 Deutsche. Unter den 27 Geistlichen der Antiochenisch-Orthododxen Metropolie (2 Bischöfe, 19 Priester, 5 Diakone, 1 Ipodiakon)[21] finden sich nur zwei Deutsche (ein Diakon und ein Mönchs-Ipodiakon). Ein deutlich größerer Anteil deutscher orthodoxer Geistlicher gehört allerdings der Russischen Orthodoxen Kirche an, besonders der Diözese von Berlin und Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, die auch schon seit Jahrzehnten mehrere Deutsche und in Deutschland Geborene als Diözesan- und Vikarbischöfe hat.[22]
Gottesdienst- und Umgangssprache
Obwohl schon seit langem auch Deutsch in orthodoxen Gottesdiensten Verwendung findet[23], und dies in den letzten Jahren sicher - vor allem bei Hochzeiten national gemischter Paare und bei Taufen der solchen Ehen entstammenden Kinder – zunehmend der Fall ist, ist – wie schon gesagt - die gängige gottesdienstliche Sprache in den orthodoxen Gemeinden mit Ausnahme der wenigen deutschsprachigen diejenige der alten Heimat, also das byzantinische Griechisch, Kirchenslawisch, Ukrainisch, Arabisch, Serbisch, Rumänisch, Bulgarisch oder Georgisch.
Dabei ist allerdings zu konstatieren, dass vor allem, aber nicht nur, die jüngere Generation, deren weitgehend ihr Leben dominierende Alltags-, Umgangs- und besonders Bildungssprache das Deutsche ist, zunehmend Probleme mit dem Verständnis der gottesdienstlichen Texte hat. Dies ist noch relativ unproblematisch, wenn die Gottesdienstsprache der heimischen modernen Literatursprache entspricht, wie es für die arabischen, serbischen, rumänischen, ukrainischen und bulgarischen Gemeinden gilt; es wird aber zunehmend schwieriger bei jüngeren russischen orthodoxen Christen, deren Kenntnis des literarischen Russischen nachlässt und für die das gottesdienstliche Kirchenslawisch schon eine Hürde bedeutet. Erst recht gilt das für die Griechen, denn sie kennen allenfalls das moderne Neugriechisch in seiner Volksform (demotika), nicht aber das sich davon selbst in der Lexik oft stark abhebende, an der klassischen bzw. byzantinischen Zeit orientierte und zudem hochpoetische liturgische Griechisch.
Insofern wird eine weitergehende Verwendung des Deutschen im Gottesdienst sicher derzeit eine bedenkenswerte Alternative. Ein wesentlicher Grund dafür, dass dies bislang nur zögerlich geschieht, ist neben der Vertrautheit von Klerus, Sängern und Gläubigen mit den ihnen in ihrem Wortlaut bekannten Gottesdiensttexten in den traditionellen liturgischen Sprachen und einer emotionalen Bindung an diese, aber auch, dass bislang noch keineswegs alle notwendigen Texte in einer qualiätvollen, korrekten und sprachlich schönen deutschen Übersetzung vorliegen. Zwar gibt es inzwischen eine ganze Fülle von Übersetzungsversuchen und schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sogar eine vielbändige und immer noch wertvolle Edition verschiedenster deutschsprachiger Gottesdienste[24] von Erzpriester Aleksij Mal’cev[25], von der eucharistischen Göttlichen Liturgie sogar eine Überfülle untereinander abweichender Ausgaben, aber eine Reihe davon ist seit langem vergriffen und inzwischen eine nur mit Mühe in Antiquariaten zu findende bibliographische Rarität und auch teilweise sprachlich doch veraltet. Andere lassen zudem nicht nur in philologischer, sondern auch in theologischer Hinsicht zu wünschen übrig.
Gravierender ist wohl noch, dass in den jüngeren Editionen in der Regel nur einige zentrale, aber nicht alle für das ganze Stundengebet[26] und andere Dienste notwendigen Texte in einer einheitlichen und aufeinander abgestimmten Übersetzung vorliegen, so dass bei überwiegend in Deutsch gehaltenen Gottesdiensten manchmal der gleiche Text, etwa ein Psalm, sogar die kleine Doxologie, das „Ehre dem Vater und dem Sohne …“, in unterschiedlichen Übersetzungen Verwendung findet – und zudem in je nach Gemeinde verschiedenen Varianten.[27]
Insofern war es ein großer Schritt voran, dass die Orthodoxe Bischofskonferenz vor einigen Jahren eine eigene Kommission für die Übersetzung der orthodoxen liturgischen Texte eingerichtet hat, der perfekt deutsch- und mehrheitlich muttersprachige Fachleute, sämtlich Priester, aus den einzelnen Diözesen angehören und die inzwischen auch schon eine ganze Reihe von Ergebnissen vorgelegt hat, zuerst die Göttlichen Liturgie.[28] In deren Vorwort wird zu Recht vermerkt, dass „es weder angestrebt noch zu erwarten (ist), dass auf absehbare Zeit die liturgische Sprache der verschiedenen orthodoxen Nationen in Deutschland verdrängt oder ersetzt wird, aber zum Verständnis, zur Katechese, zum privaten Mitlesen sowie zu panorthodoxen Zelebrationen wird eine einheitliche deutsche Übersetzung … immer wichtiger“.[29]
Dabei hat sich gezeigt, dass eine solche Übersetzung – inzwischen liegen auch einige der Mysterien, der Totengottesdienst, Teile des Stundengebetes, sogar der Psalter[30] vor – „außerordentlich delikat (ist), nicht nur wegen der besonderen Würde des Textes, sondern auch wegen vielfältiger und teils althergebrachter sprachlicher Gewohnheiten, Gebräuche und Vorlieben“.[31] Die Kommission entschloss sich dazu, auch von verbreiteten Gewohnheiten abzuweichen, „zumal ein Großteil der bisherigen Sprachprägungen keineswegs orthodox und oft auch philologisch nicht haltbar ist“.[32] In der Tat besteht eine erhebliche Schwierigkeit für die Übersetzungsarbeit darin, dass es bislang keine gewachsene orthodoxe theologische und liturgische Terminologie gibt bzw. ihre Etablierung erst am Anfang steht, d.h. dass viele fachspezifische Ausdrücke in der Regel von der römisch-katholischen oder protestantischen Tradition geprägt sind und oft in einem eindeutig nicht-orthodox bestimmten Kontext stehen.[33]
Es wird abzuwarten sein, wieweit die qualitätvollen und zudem sämtlich von der Orthodoxen Bischofskonferenz approbierten und empfohlenen Texte der Übersetzungskommission auch wirklich in der Praxis allgemeine Verbreitung finden. Das dürfte ein wesentlicher Faktor für die Festigung deutschsprachiger orthodoxer Gottesdienste – und zudem des Zusammenwachsens der Gemeinden verschiedener ethnischer Herkunft in der nächsten Generation – sein.
Orthodoxer Gottesdienst ist bekanntlich stets gesungener Lobpreis Gottes, der ebenso auf der Heiligen Schrift wie der hymnischen Tradition der Kirche fusst.[34] Die orthodoxe Christenheit besitzt daher einen reichen Schatz unterschiedlicher Gesangstraditionen, die sich entsprechend den Besonderheiten der jeweiligen Sprachen und Völker in den einzelnen lokalen Kirchen entwickelt haben und somit auch in Deutschland in den Gemeinden der verschiedenen Bistümer vertreten sind. Von daher sind nun dringend auch Musikfassungen der deutschen Übersetzungen notwendig und dies womöglich unter Bewahrung der jeweiligen Musiktraditionen – allerdings ein schwieriges Unterfangen.[35] Zwar existieren inzwischen auch schon einige Notenausgaben für den Gesang im orthodoxen Gottesdienst[36], die im Wesentlichen auf der russischen Musiktradition basieren, sogar unter teilweiser Einbeziehung der alten „Neumen-Gesangsweise (russ. znamennyj raspev)“, wenngleich es auch einige Versuche unter Benutzung der griechischen, so genannten „byzantinischen“ Weisen gibt.[37] Sie basieren aber alle bislang nicht auf den Übersetzungen der OBKD-Kommission, sondern auf anderen, älteren und nicht immer sehr korrekten. Hier ist dringender Handlungsbedarf, da beim orthodoxen „Kirchengesang der Text die Melodie (beherrscht) und sie nach den logischen Akzenten ordnet; nur im Text liegt die konstruktive Kraft“[38], wie der wohl beste Kenner der (russischen) orthodoxen Sakralmusik einmal herausstellte.
Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass auch einige, wenngleich bislang zu wenige deutschsprachige Lehrmaterialien für den orthodoxen Religionsunterricht[39] in Gemeinde und Schule erschienen sind, so zuerst für die Hand der Lehrer[40] und inzwischen auch für die Grundschule.[41] Auch deutschsprachige orthodoxe Schulbibeln sind inzwischen (in Österreich) publiziert worden.[42]
All diese Publikationen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verwurzelung der jungen orthodoxen Generation in der deutschen Sprachwelt und zum Zusammenwachsen der Schüler und Jugendlichen aus den verschiedenen Diözesen.
Heiligtümer und Wallfahrten
Ein deutliches Kennzeichen der fortschreitenden Verwurzelung der orthodoxen Gemeinden in Deutschland ist sicher auch die Verehrung der lokalen Heiligtümer und Heiligen aus der Zeit vor dem Schisma von 1054. In der Tat lässt sich feststellen, dass eine solche in zunehmendem Maße und an vielen Orten, wenn auch nicht allgemein und gleich stark in allen Diözesen, vorhanden ist und zunimmt.
Schon 1950 hatte der hl. Erzbischof Ioann (Maksimovič) von Shanghai und San Francisco sich beim Konzil der russischen Auslandskirche für die Verehrung dieser frühen Heiligen des Westens ausgeprochen[43] und bereits 2006 hat beispielsweise die Diözesanversammlung der Diözese von Berlin und Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche / Moskauer Patriarchat, für die der Referent der diözesanen Liturgiekommission, Priestermönch Benedikt (Schneider), eine Auflistung von 78 Heiligen des ersten Milleniums[44] zusammengestellt hatte, deren örtliche Verehrung beschlossen[45] und am 12. September 2019 im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin sogar eine internationale wissenschaftliche und praktische Konferenz der Diözese von Berlin und Deutschland und der deutschen Diözese der Russischen Auslandskirche zum Thema „Heilige Deutschlands des ersten Jahrtausends" stattgefunden.[46]
Inzwischen finden sich Ikonen einiger dieser alten Heiligen auch in einer ganzen Reihe orthodoxer Kirchen Deutschlands[47] und gibt es eine Web-[48] und eine Facebook-Seite[49] der unter der Schirmherrschaft von Metropolit Mark von Berlin und Deutschland (Russische Auslandskirche) stehenden Gesellschaft „Freunde von DOM e.V. - Deutschsprachige Orthodoxie in Mitteleuropa“, die regelmäßig unter den Tagesheiligen auch die westlichen mit ihren liturgischen Texten und Kurzviten vorstellt und ebenso die Orte ihrer Verehrung und ihres Wirkens und Leidens aufzeigt, auch von Menschen aus dem Nahen Osten, aus Aquitanien, Irland und England, die im Gebiett des heutigen Deutschland gewirkt haben.[50]
Einige Gemeinden organisieren inzwischen auch regelmäßig Wallfahrten zu Heiligtümern in Deutschland und anderen Stätten Westeuropas. Schon Tradition haben beispielsweise die panorthodoxen Pilgerfahrten zum Heiligen Kreuz im Limburger Dom[51] oder zur hl. Agatha in Kloster Kamp.[52]
Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die bisher zwei großen gesamtorthodoxen Wallfahrten, an denen viele Hunderte orthodoxer Christen der verschiedenen Bistümer und Nationen teilnahmen, so 2013 nach Trier anlässlich des 1700-jährigen Jubiläums der Mailänder Vereinbarung, wo elf Bischöfe dem Gottesdienst vorstanden, darunter alle damals in Deutschland residierenden Diözesan-[53] sowie sechs Vikarbischöfe mit über 30 Priestern und Diakonen,[54] und sodann der Vespergottesdienst im Chor des Doms zu Köln mit anschließender Verehrung der Gebeine der Magier und der Martyrer, die im so genannten „Dreikönigenschrein" ruhen[55]. Dieser Gottesdienst, zu dem sich über 1.500 orthodoxe Pilger versammelten, war ein beeindruckendes Zeugnis einerseits für die Integration in die deutsche kirchliche Landschaft, fand er doch an einem der geschichtsträchtigten Heiligtümer Deutschland statt, zum anderen aber ebenso auch für das Zusammenwachsen der jetzt in diesem Land beheimateten Orthodoxen aus verschiedenen Nationen, standen der Vesper doch in Anwesenheit etlicher Bischöfe ein serbischer Priester und ein griechischer Diakon vor und wurde sie in mehreren Sprachen unter der Teilnahme von drei orthodoxen Chören aus der Umgebung zelebriert, nämlich des Byzantinischen Chores der griechischen Metropolitankirche in Bonn, des Chores der russischen Maria-Obhut-Gemeinde Düsseldorf und des rumänischen Gemeindechores Köln.
Perspektiven
Die Entwicklung der Orthodoxen Kirche in Deutschland im ganzen 20. Jahrhundert, besonders nach 1990, war dynamisch und setzt sich jetzt mit einer Phase der Konsolidierung und weiteren Verfestigung fort.[56] Dabei ist das Leben in einer sich zunehmend und in vieler Hinsicht rasch entchristlichenden deutschen Gesellschaft für viele orthodoxe Christen (wie auch für ihre Geistlichen), die aus den traditionell orthodoxen Ländern kommen, eine neue und manchmal frustrierende Erfahrung, die sich auch von der unter den atheistischen kommunistischen Regimen insofern unterscheidet, als dort der Angriff auf das Christerntum und die Kirche gewissermaßen „von außen“ erfolgte, nicht aber durch ein allgemeines Aufweichen der meisten Religionsgemeinschaften infolge der Säkularisierung der Gesellschaft.
Eine andere neue und bislang nicht gekannte Erfahrung für viele Gemeinden und Gläubigen sind ebenso die Vielfalt der Orthodoxie am gleichen Ort selbst als auch die Interaktion mit anderen christlichen Konfessionen und nichtchristlichen Religionen sowie die Spannungen zwischen manchen heimischen orthodoxen und lokalen deutschen Traditionen.
Aufgabe der Kirche ist es hier, eine geistliche Degeneration der Gläubigen und die sinnlose Aufgabe der orthodoxen Traditionen zu vermeiden, sondern vielmehr weise zu schauen, wie sie auch in der deutschen Gesellschaft lebendig bleiben können, ohne andererseits einer Ghettoisierung Vorschub zu leisten. Es geht also zum Einen darum, die aus der alten Heimat mitgebrachte orthodoxe kulturelle, religiöse und spirituelle Identität in ihren ethnisch vielfältigen Formen in ihrem Wesen unbeschadet für eine zukünftige Generation zu bewahren, die sprachlich und kulturell zunehmend in die deutsche Gesellschaft integriert wird und teilweise schon ist, andererseits diese Identität in die neue kulturelle und religiöse Umwelt zu integrieren.
Dabei ist klar: Weder künstlich und letztlich steril konservierte ethnische Reservate noch eine zwanghaft angepasste unprofessionelle Assimilation können dem dienen, was die Zukunft der Orthodoxen Kirche in Deutschland sein soll, die hier ihren Platz gefunden hat, die zur positiven Entwicklung der hiesigen Gesellschaft beitragen will und kann, die aber weiterhin ihre Kraft aus der spirituellen Erfahrung der jahrhundertealten orthodoxen Tradition in der alten Heimat schöpft und sie im Geist echter Synodalität und Gleichberechtigung weiterträgt. Es geht also um den entscheidenden, wohl bedachten, doch mutig angegangenen Schritt von der alten zur neuen Heimat, ein Handeln, das zugleich in positivem Sinn konservativ wie progressiv ist, indem es das Gute von dort bewahrt und lebendig erhält, zugleich aber offen ist für die neuen Erfahrungen hier und sie in ein genuin orthodoxes Glaubensleben „in der Fülle“ integriert.
Der erste Vorsitzende der KOKiD, Anastasios Kallis, prägte dafür den von ihm immer wieder gern wiederholten und rundum passenden Ausdruck „Westliche Orthodoxie östlicher Prägung".
Die Gretchenfrage zum Schluss: Sind wir auf dem Weg zur „deutschen Orthodoxie“?
Einer der ersten orthodoxen Geistlichen, die sich besonders für eine deutschsprachige Orthodoxie engagierten, war schon vor Jahrzehnten Erzpriester Sergius Heitz[57]. Seine Intentionen und Positionen über den Auftrag der Orthodoxen Kirche im Westen, speziell in Deutschland, wie er ihn verstand, erläuterte er einmal in einem Beitrag in den „Parochialen Monatsblättern“ aus Anlass des silbernen Jubiläums seiner Düsseldorfer Gemeinde so: „Die Orthodoxe Kirche beansprucht in ihrem Bewusstsein und in ihrer Sendung die universal gültige Ausprägung dessen zu sein, was Christentum ist und sein muss. ... Das Zeugnis der urchristlichen Wahrheit und Gottesverherrlichung ließ in steigendem Maße Menschen sog. ‚westlicher' ... oder anderer nicht-östlicher Herkunft ihre geistlich-kirchliche Heimat in der katholischen Orthodoxie finden. ... Orthodoxie hierzulande, in heutigen Zeiten heißt durch ein von Gott gültiges Zeugnis, den existentiellen Zugang zur Fülle - im historischen und metaphysischen Sinn - des urchristlichen Lebens offen zu halten, heißt ... ohne auflösende Abstriche, ohne in Missgestaltungen verkrümmt, ohne billige Verdünnungen, ohne zentrifugale Entwicklungen, ohne humanistische (rationalistische, historizistische, ethizistische) Vorbehalte, so wie der Heilige Geist eben diesen weltüberwindenden Glauben mit der Göttlichen Tradition in der alleinigen, heiligen Kirche rein, lebendig und gegenwärtig strömen lässt, heißt ... den dreieinigen Gott ... anzubeten und Seine Herrlichkeit widerzuspiegeln.“[58]
Man wird aus der Retrospektive zwar sagen müssen: Heitz’ Traum von der deutschsprachigen, gar deutschen Orthodoxie ist nicht Wirklichkeit geworden – und sicher hat er die Bindungen der meisten geborenen Orthodoxen an ihre nationale Kultur und die damit verbundene Ausformung der orthodoxen Lebensweise auch nicht genügend verstanden, zumindest unterschätzt. Trotzdem bleibt festzuhalten, was er immer wieder aufgewiesen hat, dass die Orthodoxie auch in einem Diaspora-Land auf die Dauer kein exotischer Fremdkörper sein kann, sondern sich hier verwurzeln wird und muss. Es war wohl die Tragik von Erzpriester Heitz, dass er diese Entwicklung, die mit ziemlicher Sicherheit in der nächsten und übernächsten Generation zumindest auf vielen Feldern eintreten wird, zu sehr forcieren wollte und damit seine Initiativen oft für die Gesamtentwicklung der Orthodoxie in Deutschland eher marginal blieben.[59]
Trotzdem wird aber weiter im Zusammenhang unserer Thematik oft die Frage gestellt, ob und wann denn nun der Zeitpunkt gekommen sei, die verschiedenen orthodoxen Bistümer auch institutionell zu einer eigenständigen mehr oder minder autonomen „Orthodoxen Kirche in Deutschland“ zusammenzufassen und entsprechend neu zu strukturieren.[60]
Nun gibt es ja bereits seit 1994 ein verfasstes Organ der Zusammenarbeit – zuerst die „Kommission der orthodoxen Kirchen in Deutschland / Verband der Diözesen (KOKiD)“[61] und seit 2010 die „Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD)“[62]– ohne dass allerdings die jurisdiktionelle Bindung der einzelnen Bistümer an ihre Mutter- und Heimatkirchen und ihre Verantwortlichkeit ihnen gegenüber eingeschränkt würde[63].
Dieser Status entspricht derzeit auch genau der ungemindert starken gefühlsmäßigen Bindung der weitaus meisten Geistlichen und Gläubigen an die alte Heimat, ihre sprachliche und spirituelle Kultur und ihre spezifischen Traditionen der Frömmigkeit. Dabei wurde durch die KOKiD und dann in ihrer Weiterführung durch die OBKD in wenigen Jahrzehnten ein beachtenswerter Prozess des Zusammenwachsens der Orthodoxie in Deutschland über alle ethnischen und jurisdiktionellen Linien hinaus eingeleitet, der zu zahlreichen positiven Entwicklungen geführt und sichbare Früchte getragen hat, von denen hier nur einige aufgeführt werden können, wie etwa der Gründung des „Orthodoxen Jugendbundes Deutschland (OJB)“[64] oder der zahlreichen örtlichen Pfarrkonferenzen, in denen die Geistlichen einer Stadt oder gelegentlich auch einer Region kontinuierlich zusammenarbeiten.[65] Gemeinsam sind auch die Rundfunk- und Fernseharbeit[66] und die Repräsentanz in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen auf Bundesebene, deren Vorsitzenden seit 2019 erstmalig die Orthodoxie in der Person von Erzpriester Radu Constantin Miron[67] stellt, sowie etliche Initiativen auf lokaler Ebene und nicht zuletzt ein nun schon im 25. Jahrgang im Auftrag der Bischofskonferenz von der Gesellschaft „Orthodoxe Medien“ herausgegebener monatlicher panorthodoxer Informationsdienst „Orthodoxie aktuell“[68].
Auch hat die Theologische Kommission der OBKD inzwischen eine Reihe von Texten[69] zu aktuellen Fragen erarbeitet, die gemeinsam von allen Bischöfen getragen werden. Besonders sei hier noch einmal der schon oben zitierte „Brief der Bischöfe der orthodoxen Kirche in Deutschland an die Jugend“[70] von 2017 erwähnt, der in verschiedene Sprachen übersetzt wurde und auch international Beachtung gefunden hat, da er es verstand, die orthodoxe Ethik und ihre theologischen Positionen klar zu vermitteln, aber in einer Sprache, die der heute in Deutschland lebenden jungen Generation verständlich ist.
All dies sind nur einige wenige Beispiele für viele andere für eine sichtbar gewachsene Integration der Orthodoxen Kirche in die deutsche Lebenswelt wie auch der einzelnen Bistümer und Gemeinden unter- und miteinander. All das ist jedoch nur möglich in einem Geist wahrer Synodalität, in Liebe und des Verständnisses füreinander[71] - und auch der Rücksichtnahme auf die jeweilige geistliche wie gefühlsmäßige Situation der einzelnen Gläubigen, die sicher alle – sei es teils auch nolens volens - auf dem Weg von der alten zur neuen Heimat sind, aber unterschiedlich viele Schritte noch zu gehen haben, wie es aus seiner Sachkenntnis und seelsorglichen Erfahrung so treffend der Vorsteher der derzeit zahlenmäßig größten orthodoxen Diözese in Deutschland, der rumänische Metropolit Serafim (Joantă), in seiner Analyse der derzeitigen situation beschrieben hat: „Die größte Schwierigkeit in der Lösung des Problems der Diaspora gemäß den Kanones besteht in einer naturgegebenen Wirklichkeit, dass nämlich die Gläubigen jeder Jurisdiktion sentimental und kulturell an ihren Ursprungskirchen hängen, die aber verschiedene Liturgien und Traditionen haben. Wenn wir die Fragilität des Glaubens der meisten Gläubigen und ihre Zuneigung gegenüber ihrer Mutterkirche sehen, dann ist für einen Bischof oder Priester unmöglich, diese seelsorgerlich zu betreuen., wenn er nicht in allem die Sprache und Kultur teilt, in der diese aufgewachsen sind. Anders stellt sich das Problem für die Glubigen dar, die in der Diaspora geboren wurden und nicht mehr so stark an ihrer Mutterkirche hängen wie ihre Eltern und Großeltern. Sie haben sich in die Gesellschaft integriert, in die sie hineingeboren wurden, und die meisten bevorzogen das Gebet in der Sprache des Landes, in dem sie leben. Doch stellen diese nur eine Minderheit dar. Wobei hioer durchaus ein »Generationenkonflikt«[72] besteht“.[73]
Diesen Konflikt zu einem, Bruch werden zu lassen, gilt es unbedingt zu vermeiden: Erst wenn alle auch wirklich in ihrem Selbstbewusstsein „angekommen“ sind, wenn also die emotionale Bindung an die aus vielen Nationen zusammenwachsende Orthodoxie in Deutschland überwiegt, wenn diese auch ihre spezifische Identität entwickelt, kann von einer Orthodoxen Kirche in Deutschland auch in festen organisatorischen Formen die Rede sein. Bis dahin ist noch ein vielleicht, sogar wahrscheinlich jahrzehntelanger Weg mit ebensoviel pastoraler Klugkeit und gegenseitiger Rücksichtnahme wie mit Beharrlichkeit und Zielorientierung zu gehen: Aber dieser Weg hat ersichtlich begonnen!
[1] Vgl. zur zahlenmäßigen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten: Nikolaj Thon, Orthodoxe Christen in Deutschland - Versuch einer Statistik, in: Anastasios Kallis / Bischof Evmenios (Tamiolakis) von Lefka (Hrsg.), Orthodoxie in Begegnung und Dialog - Festgabe für Metropolit Augoustinos, Münster 1998, 227-233; ders. Wie viele sind Sie / wir denn nun? – Zur Problematik einer Statistik, Orthodoxie aktuell, 19. Jg., Heft 10 (Oktober), Dortmund 2015, 2–4. – Inzwischen sind einige Zahlen noch deutlich gestiegen. Insofern sind manche Zahlenangaben deutlich überholt wie etwa bei; https://www.remid.de/info_zahlen/orthodoxie (aufgerufen am 1.1.2021). - Besonders gestiegen ist noch jüngst die der Rumänen, die heute die größte Gruppe der orthodoxen Christen in Deutschland darstellen, denn Ende 2019 lebten laut offizieller Statistik der Bundesrepublik Deutschland rund 748.000 Rumänen in Deutschland. So hat sich die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen mit rumänischer Staatsangehörigkeit in den letzten 10 Jahren mehr als versiebenfacht. Vor allem zwischen 2014 und 2017 stieg die Zahl der Rumänen in Deutschland rasant an, um etwa 90.000 pro Jahr, vgl.: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/530434/umfrage/auslaender-aus-rumaenien-in-deutschland (aufgerufen am 1.1.2021). Nach allen religiösen Statistiken sind mindestens 80% der Rumänen orthodox. Damit dürfte es nun fast 600.000 orthodoxe Rumänen in Deutschland geben. Vgl. auch: Metropolit Serafim, Die Rumänische Orthodoxe Kirche in Deutschland, in: Jürgen Henkel (Hrsg.), Die Orthodoxie zwischen Tradition und Moderne – Gesammelte Beiträge von Metropolit Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa zur orthodoxen Theologie und Glaubenspraxis, Bonn – Sibiu 2019, 64-68.
[2] Lt. der Auflistung des Ostkirchlichen Instituts Regensburg hat beipielsweise das Patriarchat Antiochia 750.000 Gläubige, die Georgische Kirche eine Million, die Kirche von Zypern 400.000, die von Polen 600.000, die von Albanien 500.000, vgl. https://www.oki-regensburg.de/ostkirc1.htm (aufgerufen am 1.1.2021)
[3] In Deutschland gibt es nur relativ wenige vom Standpunkt des orthodoxen Kirchenrechts nicht-kanonische Gemeinden, so vor allem die zehn Gemeinden der sogenannten „Autokephalen Makedonischen Orthodoxen Kirche" (in Aalen, Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Hannover, Ingolstadt, München, Nürnberg und Stuttgart). Laut Ausländerzentralregister lebten Ende 2015 95.976 nordmazedonische Staatsangehörige in Deutschland, von denen die überwiegende Mehrheit orthodoxe Christen waren. - Darüber hinaus gibt es nur noch vereinzelte und sämtlich relativ kleine Gemeinden griechischer Altkalendarier verschiedener Gruppierungen, sodann des sogenannten „Kiever Patriarchats" und anderer ukrainischer Schismatiker.
[4] Zur Geschichte einzelner Bistümer vgl. im Detail: Nikolaj Thon, Orthodoxie in Deutschland heute – Die Orthodoxe Kirche und ihre Bistümer (Teil 1): Der historische Weg, KNA – Ökumenische Information, Nr. 34 vom 13. August 2016, Bonn 2016, 9–11, I–IV; Gemeinsames Handeln – Die Orthodoxe Kirche in Deutschland (Teil 2): KOKiD und OBKD, KNA – Ökumenische Information, Nr. 35 vom 30. August 2016, Bonn 2016,11–14; Fest etablierte Diözese. Orthodoxie in Deutschland (3): Die Griechisch-Orthodoxe Metropolie, KNA – Ökumenische Information, Nr. 37 vom 13. September 2016, Bonn 2016, 7–9; Die „zweieine Diözese" – Orthodoxe Kirche in Deutschland (4): Die beiden russischen Bistümer, KNA –- Ökumenische Information, Nr. 48 vom 29. November 2016, Bonn 2016, 9—12; Heute die größte Diözese – Die Orthodoxe Kirche in Deutschland (5): Die Rumänische Metropolie, KNA – Ökumenische Information, Nr. 35 vom 28. August 2018, Bonn 2018, 7–10; In neuer Heimat gut integriert – Die Orthodoxe Kirche in Deutschland (6): Die Antiochenische Metropolie, KNA – Ökumenische Information, Nr. 32 vom 6. August 2019, Bonn 2019, I–IV; Konsolidierung nach der Krise – Die Orthodoxie in Deutschland (7): Die Serbische Orthodoxe Diözese, KNA – Ökumenische Information, Nr. 48 vom 26. November 2019, Bonn 2019, I–IV.
[5] Nämlich der Patriarchate Konstantinopel, Antiochia, Moskau und der Georgischen, Serbischen, Rumänischen, und Bulgarischen Kirche.
[6] Zur Geschichte der Orthodoxie in Deutschland allgemein vgl. Nikolaj Thon, Ethnische Vielfalt und Einheit im Glauben: Die Orthodoxe Kirche, in: Markus Hero, Volkhard Krech, Helmut Zander (Hrsg.), Religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen – Empirische Befunde und Perspektiven der Globalisierung vor Ort, Paderborn 2008, 84-99; ders. Ethnische Vielfalt und Einheit im Glauben – Die Orthodoxe Kirche in Deutschland und ihr historischer Weg zu einer Bischofskonferenz, in: Thomas Bremer / Assaad Elias Kattan / Reinhard Thöle (Hrsg.), Orthodoxie in Deutschland, Münster 2016, 51-70. – Vgl. auch: ders., Orthodoxie in Deutschland – Eine Kirche aus vielen Nationen wird heimisch, in: Claudia Rammelt / Esther Hornung / Vasile-Octavian Mihoc (Hrsg.), Begegnung in der Glokalität – Christliche Migrationskirchen in Deutschland im Wandel, Leipzig 2018, 119-125.
[7] http://www.obkd.de/Texte/Brief%20OBKD%20an%20die%20Jugend.pdf (aufgerufen 1.1.2021)
[8] Vgl.dazu ausführlicher: Thon, Orthodoxie in Deutschland, a.a.O., 51 ff.
[9] Unter den Menschen jüdischer Nationalität oder Herkunft aus der ehemaligen Sowjetunion, die als so genannte „Kontingentflüchlinge“ nach Deutschland einreisen durften, befinden sich nicht nur Juden im religiösen Sinne, sondern - nach Schätzungen an die 10-15% - auch orthodoxe Christen, die sich zumeist in russischen orthodoxen Gemeinden beheimateten, darunter auch einige Priester.
[10] Die Göttliche Liturgie unseres heiligen Vaters Johannes Chrysostomos – Text der Übersetzungskommission der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, München 2017, 3.
[11] Vgl. zu vielen Aspekten: Evmenios von Lefka, Bischof / Athanasios Basdekis / Nikolaus Thon (Hrsg.), Die Orthodoxe Kirche – Eine Standortbestimmung an der Jahrtausendwende (Festgabe für Anastasios Kallis), Frankfurt/Main 1999; zur religiösen Lage der Jugendlichen speziell: Yauheniya Danilovich, Religiöses Lernen im Jugendalter: eine internationale vergleichende Studie in der orthodoxen und evangelischen Kirche (Arbeiten zur Religionspädagogik, Band 64), Göttingen 2106.
[12] Vgl. Anm. 7.
[13] Der schon mehrfach zitierte „Brief der Bischöfe an die Jugend“ spricht daher eine ganze Reihe solcher Konfliktfelder an, wie sexuelle Beziehungen vor der Ehe, Verantwortung in Bezug auf die eigene Sexualität und auf die Sexualität des Partners, Zivilehe, Kinderwunsch, Abtreibung, Ehen zwischen Orthodoxen und anderen Christen oder sogar Nichtchristen, Kindererziehung im Respekt gegenüber unterschiedlichen Traditionen usw.
[14] Dies zeigt sich wohl auch an der Tatsache, dass in den wenigen deutschsprachigen orthodoxen Gemeinden der größte Teil der Gemeindemitglieder in der Regel ethnisch deutsche Neubekehrte sind und dass diese wenigen Gemeinden kaum oder gar keinen Zuwachs von Gläubigen haben, die in ihrer jeweiligen heimatlichen nationalen Kirchentradition geboren und aufgewachsen sind, auch nicht von der jüngeren Generation, obwohl deren primäre Kommunikations- und vor allem Bildungssprache inzwischen schon das Deutsche ist und die Kenntnis des Idioms der früheren Heimat der Familie teils rapide zurückgeht.
[15] Als – natürlich eher äußerliches - Beispiel sei nur genannt, dass es in den russischen (und teilweise serbischen und rumänischen) Gemeinden die Regel ist, dass Frauen ihr Haupt im Gotteshaus mit einem Kopftuch bedecken, während dies in den arabischsprachigen Kirchen als islamischer Brauch verpönt ist.
[16] Relativ groß ist in den beiden russischen Diözesen – auch unter dem Klerus – der Anteil der als so genannte „Spätaussiedler“ nach Deutschland gekommenen Russlanddeutschen, die aber, vor allem, wenn sie orthodoxen Glaubens sind, doch stark in die russische Kultur integriert sind.
[17] Vgl. die Erfahrungen eines Pfarrers der Russischen Kirche mit Konvertiten „Немцы видят в Православной Церкви хранительницу святоотеческих преданий» - Беседа со священником Алексием Веселовым“: https://pravoslavie.ru/134554.html?fbclid=IwAR10-45GRqOXqScTN6pbzOZJrWdiNmNVQCWrt0MKgq-tRBpPEy9dHSJduTQ (aufgerufen am 1.1.2021); auch gekürzt in Deutsch: https://dom-hl-michael.de/das-orthodoxe-gemeindeleben-in-deutschland
[18] Zwei davon in der griechischen Metropolie (in München und Düsseldorf), zwei in der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche (in Berlin und Hamburg) und eine in der russischen Auslandskirchendiözese (in München).
[19] Doch immerhin ist inzwischen einer der Weihbischöfe der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, nämlich Bischof Emmanuel (Sfiatkos) von Christoupolis, in Deutschland geboren. In der Bekanntgabe seiner Wahl zum Bischof betonte daher die Metropolie: „Bischof Emmanuel wird der erste Bischof der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland sein, der in Deutschland geboren wurde. Seine Bischofswahl verstehen wir deshalb auch als Zeichen der Integration der Orthodoxen Kirche in unserem Land“, vgl. https://www.orthodoxie.net/post/bekanntmachung.
[20] ΗΜΕΡΟΛΟΓΙΟΝ 2021, Bonn 2020, 179-187.
[21] https://rum-orthodox.de/metropolie/geistliche (aufgerufen am 1.1.2021)
[22] Zuerst Metropolit Serafim (Lade, 1883-1950), Diözesanbischof von 1938-1950; sodann Metropolit Mark (Arndt, geb. 1941), Diözesanbischof seit 1982; Bischof Agapit (Goraček, 1955-2020), Vikarbischof 2001-2020. Am 29. Dezember 2020 wurde zu seinem Nachfolger als Vikarbischof ein ebenfalls (1982) in Deutschland (Berlin) Geborener bestimmt, nämlich Abt Hiob (Bandmann). Seine Weihe soll 2021 stattfinden. - Ein weiterer Deutscher, der 1971 bis 1993 als Bischof in der Orthodoxen Kirche wirkte, allerdings in der Erzdiözese der Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa (mit Sitz in Paris), war Erzbischof Georgij (Wagner, 1930-1993).
[23] Vgl. Nikolaj Thon, Употребление немецкого как «языка православного богослужения», in: Rossijskij Pravoslavnyj Universitet im.Ioanna Bogoslova – Učenye zapiski, Bd. 1, Moskau 1995, 175-181; gekürzt dt.: Der Gebrauch des Deutschen als orthodoxer Liturgiesprache, in: Die Göttliche Liturgie in der deutschsprachigen Diaspora (Sonderheft zum 10-jährigen Bestehen des St. Andreas-Boten), München, November 2003, 22-27.
[24] Liturgikon - Die Liturgien der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes unter 13Berücksichtigung des bischöflichen Ritus nebst einer historisch-vergleichenden Betrachtung der hauptsächlichsten Liturgien des Orients und Occidents, Berlin (3. Auflage) 1902, 576 S.; Die Nachtwache oder Abend- und Morgengottesdienst der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes, Berlin 1892, 922 S.; Andachtsbuch der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes, Berlin 1895, 992 S., Bitt-, Dank- und Weihegottesdienste der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes, Berlin 1897, 1288 S.; Die Sacramente der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes, Berlin 1898, 990 S.; Begräbniss-Ritus und einige specielle und alterthümliche Gottesdienste der Orthodox-Katholischen Kirche, Berlin 1898, 1046 S.; Fasten- und Blumen-Triodion nebst den Sonntagsliedern des Oktoichos der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes, Berlin 1899, 1420 S.; Menologion der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes. I. Theil (September – Februar), Berlin 1900, 1158 S.; Menologion der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes. II. Theil (März – August), Berlin 1901, 976 S.; Oktoichos oder Parakletike der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes. I. Theil (Ton I–IV.) Berlin 1903, 1288 S. 11. Oktoichos oder Parakletike der Orthodox-Katholischen Kirche des Morgenlandes. II. Theil (Ton V–VIII.), Berlin 1904, 1280 S. – Trotz der Fülle dieses Übersetzungswerkes sind teilweise nur einzelne Texte, besonders in den Minäen, aufgenommen bzw. andere – so im Oktoichos – stark gekürzt.
[25] Vgl. zu ihm (mit Abb. und Literaturangaben): Nikolaj Thon, Протоиерей Алексий Мальцев — богослов, церковный историк, переводчик, миссионер, https://rokmp.de/protoierey-aleksiy-maltsev-bogoslov-tserkovnyiy-istorik-perevodchik-missioner (aufgerufen am 1.1.2021); ders., Ein Vater der Orthodoxie in Deutschland - Zum 100. Todestag von Erzpriester Aleksij Mal’cev, Orthodoxie aktuell, 20. Jg., Heft 1 (Januar), Dortmund 2016, 2–7.
[26] So enthält eine im übrigen sehr umfangreiche und verdienstvolle deutschsprachige Ausgabe der Minäen nur die Texte der griechischen, nicht der slawischen Heiligen und auch nur zur Vesper, nicht zum Morgengottesdienst, vgl. Peter Plank (Übers.) / Katharina Sponsel (Hrsg.), Minäen - Sämtliche Vespertexte aus den griechischen Minäen in deutscher Sprache, Aschaffenburg 2010.
[27] Selbst einen so zentralen Text wie den Osterfestgesang kann man je nach Gemeinde in stark variierenden Übersetzungen hören: „Christ ist erstanden …“, „Christus ist auferstanden …“, „Christ erstand …“ usw. usf.
[28] vgl. Anm. 10, auch im Internet abrufbar: http://www.obkd.de/Texte/Chrysostomos-Liturgie.pdf (aufgerufen am 1.1.2021)
[29] Göttliche Liturgie, München 2020, 3.
[30] Weitere Übersetzungen der Kommission existieren bislang noch nicht als Druckausgaben, wohl aber im Internet: http://liturgie.obkd.de. – Das Christlich-Orthodoxe Informationszentrum e.V. hat, basierend auf den Übersetzungen der OBKD-Kommission, auch schon eine Reihe zweisprachiger (deutsch-kirchenslawischer) liturgischer Bücher publiziert, vgl. http://www.orthodoxinfo.de/index.php/liturgische-buecher (aufgerufen am 1.1.2021). Zahlreiche Gottesdiensttexte in Deutsch finden sich (allerdings in einer anderen Übersetzung) auch auf der Webseite der russischen Gemeinde des hl. Erzengels Michael in Göttingen: https://orthodoxia.de/gebete/liturgikon (aufgerufen am 1.1.2021)
[31] Göttliche Liturgie, 4
[32] Göttliche Liturgie, 6-7 werden einige solche Übersetzungsentscheidungen kurz erklärt und begründet (z.B. „Dreiheit“ statt „Dreifaltigkeit“, „Königtum“ statt „Reich“ usw.).
[33] Als Beispiel sei der Begriff „Sakrament“ erwähnt, vgl. Anastasios Kalls, Sakramemte (mysteria) III, orth. Sicht, in: H. Krüger (Hrsg.), Ökumene-Lexikon, Frankfurt 1983, Sp. 1063-1068.
[34] Vgl. Bischof Vasilie, Die Bedeutung der Heiligen Schrift und der Tradition im gottesdienstlichen Leben der Orthodoxen Kirche, in: Kirchliches Außenamt der EKD (Hrsg.), Die Heilige Schrift, die Tradition und das Bekenntnis – Eine Dokumentation über das 1. Theologische Gespräch mit der Rumänischen Orthodoxen Kirche in Goslar 1970, Frankfurt/M. 1982, 64-82; weiter: Konstantin Nikolakopoulos, Der Umgang der Orthodoxen Kirche mit der Bibel, in: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (Hg.), Die Bibel neu als Schatz entdecken, Oberbergkirchen 2. Aufl. 2015, 64-68.
[35] Bezeichnenderweise singen beispielsweise in den meisten serbischen Gemeinden, die die Gottesdienste ansonsten weitgehend in modernem Serbisch (oft in den Übersetzungen des hl. Justin Popović) feiern, die Chöre weiter in Kirchenslawisch, weil ihnen die klassischen Kompositionen für diese Sprache (z.B. die sehr beliebte von St. Mokranjac) vertraut sind, solche für Serbisch aber so nicht nicht existieren.
[36] Vgl. beispielsweise: Katharina Sponsel, Der Orthodoxe Vespergottesdienst (Edition HERMENEIA, Bd. 1), Recklinghausen 1988; Peter Plank / Katharina Sponsel, Chorbuch zur Göttlichen Liturgie, Würzburg 1992.
[37] Einen bemerkenswerten, wenn auch (schon wegen der stark textverändernden Übersetzung) umstrittenen Versuch stellen in diesem Kontext die Arbeiten des (zur Bulgarischen Metropolie von West- und Mitteleuropa gehörenden) Deutschen Orthodoxen Dreifaltigkeitsklosters in Buchhagen dar, die eine neue eigenständige deutsche orthodoxe Musikform entwickelt haben, u.a. unter Berücksichtigung des abendländischen gregorianischen Chorals, vgl. (mit Hörbeispielen): https://orthodox.de/heiliger-gesang.php (aufgerufen am 1.1.2021)
[38] Johann von Gardner, Gesänge der Heiligen und Göttlichen Liturgie, Partitur, Krefeld-Traar o.J., IX.
[39] Vgl. in diesem Band den Beitrag: Kerstin Keller, ….; und allgemein: Makrides, Vasilios N., Bildung aus Sicht des Orthodoxen Christentums, in: Bertelsmann Stiftung (Hg.), Religion und Bildung. Orte, Medien und Experten religiöser Bildung, Gütersloh 2008, 86-91.
[40] Doxologie - Eine Handreichung zum orthodoxen liturgischen Leben (zusammengestellt von einer Arbeitsgruppe beim Regierungspräsidenten Münster in Zusammenarbeit mit dem Lehr- und Forschungsgebiet Orthodoxe Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität, Leitung: Anastasios Kallis, Redaktion: Nikolaus Thon) <Schriftenreihe zur Lehrerfort- und -weiterbildung, Heft 3/1992>, Regierungspräsident, Münster 1992; Die Orthodoxe Kirche und ihr Weg in der Geschichte - Teil 1: Begegnung und Auseinandersetzung (zusammengestellt im Auftrag der Bezirksregierung Münster / Dezernat 45 von einer Arbeitsgruppe beim Lehr- und Forschungsgebiet Orthodoxe Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität, Leitung: Anastasios Kallis, Redaktion: Nikolaus Thon) <Schriftenreihe zur Lehrerfort- und -weiterbildung, Heft 18/1997>, Bezirksregierung, Münster 1996.
[41] Kerstin Keller, Dein Stock und Dein Stab geben mir Zuversicht – Materialien für die orthodoxe Gemeindekatechese zu den Mysterien der Einführung in die Kirche (Taufe, Myronsalbund und Eucharistie), Düsseldorf 1998; dies. (Hrsg.), Mit Christus unterwegs 1/2. Das orthodoxe Schulbuch, Berlin 2016.
[42] Die Bibel in kurzen Erzählungen zur Verwendung für den orthodoxen Religionsunterricht an Volksschulen in Österreich. Hg. im Auftrag des Orthodoxen Schulamtes in Österreich, Wien 3. Aufl. 2013; Orthodoxe Schulbibel – Evangelien, Apostelgeschichte und ausgewählte Psalmen, Wien 2015.
[43] Vgl. den vollständigen Text seines Vortrages (in Russisch): https://www.hamburg-hram.de/letopis/o-pochitanii-svyatyx-prosiyavshix-na-zapade/6600.html (aufgerufen am 1.1.2021)
[44] http://www.saarbruecken.orthodoxy.ru/Svjatye-Germanii.pdf (aufgerufen am 1.1.2021)
[45] https://elitsy.ru/communities/87625/810919 (aufgerufen am 1.1.2021); dort auch die grundlegenden liturgischen Texte: http://www.saarbruecken.orthodoxy.ru/Sobor-Germans-tropar.html (aufgerufen am 1.1.2021)
[46] Vgl. https://rokmp.de/v-krefelde-sostojalis-eparhialnoe-sobranie-i-pastyrskoe-soveshhanie-berlinsko-germanskoj-eparhii (aufgerufen am 1.1.2021)
[47] Etwa in großer Zahl in der zur serbischen Diözese von Düsseldorf und Deutschland gehörenden, aber weitaus deutschsprachigen Mönchs-Skite des hl. Spyriodon in Geilnau bei Limburg: http://www.spyridon-skite.de. Dort befinmdet sich auch eine Ikone mit dem Titel „Gottesmutter – Königin von Deutschland“, die als wundertätig verehrt wird. Die Ikone zeigt die Gottesgebärerin sowie zu ihrer rechten Seite den hl. Apostel Matthias und zur Linken den hl. Bischof Bonifatius, vgl. https://orthpedia.de/index.php/K%C3%B6nigin_von_Deutschland (aufgerufen am 1.1.2021)
[48] https://dom-hl-michael.de (aufgerufen am 1.1.2021)
[49]https://www.facebook.com/105436224698301/photos/p.143709640870959/143709640870959 (aufgerufen am 1.1.2021)
[50] https://dom-hl-michael.de/orthodoxes-mitteleuropa/heilige-und-reliquien/verehrungsorte (aufgerufen am 1.1.2021)
[51] Vgl. die Videoaufnahme vom Kreuzverehrungssonntag 11. März 2018: https://www.facebook.com/386034842216649/videos/42639364805363 (aufgerufen am 1.1.2021)
[52] Vgl. http://www.rok-krefeld.de/de/index.php/news/59-21-02-2016-panorthodoxe-verehrung-der-reliquien-der-hl-maertyrerin-agatha (aufgerufen am 1.1.2021)
[53] Die antiochenische, serbische und bulgarische Diözese waren zu diesem Zeitpunkt vakant.
[54] Vgl. http://www.obkd.de/Presseinformationen/Pressemitteilung-OrthodoxePilgerfahrtnachTrier.pdf (aufgerufen am 1.1.2021)
[55] Vgl. http://www.obkd.de/Presseinformationen/PM%20-%20GesamtorthodoxeVesperimKoelnerDom.pdf (aufgerufen am 1.1.2021)
[56] Davon zeugen die vielen Neubauten und groß angelegten Umbauten von zuvor evangelischen oder römisch-katholischen zu orthodoxen Kirchen, die in jüngster Zeit erfolgt sind und einen erheblichen finanziellen und arbeitsmäßigen Einsatz erforderten. Sie belegen deutlich, dass sich die orthodoxen Gemeinden hier und heute nicht als temporäre Einrichtungen verstehen, sondern mittel- und langfristig für die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder planen.
[57] Vgl. zu ihm und seinem Lebensweg: Nikolaj Thon, Erzpriester Sergius Heitz – Zu seinem 100. Geburts- und 10. Todestag, in: Orthodoxie aktuell - Informationen aus der Orthodoxen Kirche, Jg. 12, Nr. 10 (Oktober), Dortmund 2008, 2-8.
[58] S. Heitz, Orthodoxie hierzulande, in heutiger Zeit?, in: Orthodoxe Parochie zu den heiligen Erzengeln - Parochiale Monatsblätter für den Monat Juni 1983, Düsseldorf, S. 11 f.; vgl. auch seinen Beitrag „Orthodoxie und Mission“ als Beilage zu den Parochialen Monatsblättern vom November 1983, wo Erzpriester Heitz erneut den Auftrag der Orthodoxen Kirche „auf dem heute sog. ökumenischen Feld“ hervorhebt, aber auch warnt: „Es sei auch betont, dass wir Orthodoxe keinen Anlass zu einem Triumphalismus haben, zumal wir die Gabe Gottes ‚in zerbrechlichen Gefäßen' tragen und sie allzuoft verraten.“ Ferner: S. Heitz, Orthodoxie und Mission, in: Orthodoxe Orientierung - Zehn Jahre Orthodoxe Fraternität in Deutschland, o.O. u. o.J. [Köln 1989], S. 38 f.
[59] Selbst von den Gemeinden, in denen Erzpriester Sergius wirkte, haben zwei inzwischen durch die zahlreichen neuen Gemeindemitglieder aus der früheren UdSSR einen ganz bis überwiegend russischen Charakter erhalten. Lediglich seine „Urgemeinde“ ist weiterhin erklärtermaßen deutschsprachig (inzwischen in der griechischen Metropolie), vgl. http://orthodoxdus.de (aufgerufen am 1.1.2021).
[60] Vgl. grundlegend zum Thema der Entstehung autonomer Kirchen: Metropolit Serafim, Die orthodoxe Diaspora – Die Autonomie und der Modus ihrer Proklamation, in: Henkel, Die Orthodoxie, 68-73.
[61] Vgl. zum Entstehen der Kommission: Nikolaj Thon, „Weder demokratisch, noch monarchisch, sondern synodal“ – Vor 25 Jahren wurde die KOKiD gegründet, Orthodoxie aktuell – Informationen aus der Orthodoxen Kirche, Jg. 23, Nr. 6 (Juni), Dortmund 2019, 2–6; Organ der orthodoxen Einheit, KNA - Ökumenische Information, Nr. 20 –- 14. Mai 2019, Bonn 2019, I–IV. - In den ersten Jahren seines Bestehens, nämlich von 1994 bis 2006, war die Arbeit des KOKiD geprägt von der dynamischen und visionären Persönlichkeit seines ersten Vorsitzenden, des Lehrstuhlinhabers für Orthodoxe Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Professor Dr. Dr. Anastasios Kallis. Vgl. über ihn: Ein Visionär der Orthodoxie - Professor Anastasios Kallis zum 65. Geburtstag, Orthodoxie aktuell - Informationen aus der Orthodoxen Kirche, Jg. 3, Nr. 8 (August), Wuppertal 1999, 9-11.
[62] Vgl. zum Wirken der OBKD seit 2010: Metropolit Augoustinos (Labardakis), Ein zehnjähriger Pilgerweg, Orthodoxie aktuell – Informationen aus der Orthodoxen Kirche, Jg. 24, Nr. 10-11 (Oktober - November), Dortmund 2020, 2–6.
[63] Vgl. die Satzung der OBKD: http://www.obkd.de/Texte/OBKD%20-%20Satzung.pdf (aufgerufen am 1.1.2021)
[64] https://elechan.wixsite.com/ojb-deutschland; http://www.roj-deutschland.de/index.php/2016-01-27-18-40-51/15-orthodoxer-jugendbund-deutschland-e-v ; https://de.wikipedia.org/wiki/Orthodoxer_Jugendbund_Deutschland; (alle aufgerufen am 1.1.2021).
[65] Vgl. den Text der Mustersatzung: http://www.obkd.de/Texte/Mustersatzung%20-%20OPK_.pdf (aufgerufen am 1.1.2021)
[66] Vgl. das Merkblatt zu den Fernsehgottesdiensten: http://www.obkd.de/medien/Hinweise%20Orthodoxe%20Fernsehgottesdienste.pdf (aufgerufen am 1.1.2021)
[67] https://www.domradio.de/themen/interreligi%C3%B6ser-dialog/2019-04-04/erzpriester-miron-ist-neuer-vorsitzender-der-ack (aufgerufen am 1.1.2021)
[68] https://www.facebook.com/Orthodoxieaktuell (aufgerufen am 1.1.2021)
[69] Vgl. alle Texte im vollen Wortlaut: http://theologie.obkd.de – Eine zusammenfassende Darstellung: Nikolaj Thon, „Mit einer Stimme" – Theologische Erklärungen der Orthodoxen Kirche in Deutschland, KNA – Ökumenische Information, Nr. 129/30 vom 15. Juli 2014, Bonn 2014, Dokumentation I–V.
[70] Vgl. Anm. 7.
[71] Hier gab es allerdings in den letzten zwei Jahren deutliche Belastungen, ausgelöst durch die einseitige Autokephalieerklärung für einige bislang allseits als schismatisch gesehene Gruppen in der Ukraine von Seiten des Patriarchats Konstantinopel, die sich auch negativ auf die orthodoxe Zusammenarbeit in Deutschland auswirkten und deren hoffentlich baldige Überwindung eine notwendige Voraussetzung für den weiteren Ausbau der Kooperation sein wird, vgl. Nikolaj Thon, Соборность или примат? - Основной вопрос жизни Православия в диаспоре (Vortrag bei der Internationalen Konferenz zum 100-jährigen Jubiläum der Autonomie der Estnischen Orthodoxen Kirche, Tallinn 2020), https://www.youtube.com/watch?v=m7kG2X6qCLA (ab 1:01) (aufgerufen am 1.1.2021)
[72] Kursiv im Original.
[73] Metropolt Serafim, Diaspora, in: Henkel, Orthodoxie, 69.