Predigt zum Fest der hl. Märtyrerin Agatha (251), 18.02.2024
Am 18. Februar gedenkt die Kirche der heiligen Märtyrerin Agatha.
Für uns hier ist das ein besonderes Ereignis, befinden sich doch Reliquien der heiligen Agatha ganz in unserer Nähe im Kloster Kamp, etwa 20 km nördlich von Krefeld in der Stadt Kamp-Lintfort und jedes Jahr können wir dorthin pilgern, um die heilige Agatha und ihre Reliquien zu verehren. Dies werden wir dann auch heute Nachmittag wieder erleben dürfen und alle sind eingeladen, mit dorthin zu kommen.
Sie ist eine der am meisten verehrten Märtyrerinnen der Antike. Über sie wurde von Ambrosius und Augustinus gepredigt, und Papst Damasus widmete Agatha eine besondere Hymne. Der Name der Märtyrerin wird im römischen Eucharistiegebet zusammen mit dem der Apostel und anderer auserwählter Heiliger genannt.
Der Heilige litt für Christus unter dem Kaiser Decius (249-251). Im Jahr 250 erließ der König ein Dekret zur Rückkehr zum Glauben der Vorfahren. Jeder Einwohner des Reiches musste den Göttern ein Opfer darbringen. Diejenigen, die das Opfer brachten, erhielten einen speziellen „Pass des Opfernden“ (libellus), und diejenigen, die sich weigerten, wurden als Feinde des Vaterlandes betrachtet. In der Verfolgung des Decius litten viele Christen, Origenes wurde grausam gefoltert, die ganze Kirche enthauptet: Babylus von Antiochien, Alexander von Jerusalem und Papst Flavian wurden getötet. Die Verfolgung des Decius war die erste allgemeine antichristliche Verfolgung im Reich.
Was bedeutet diese Hingabe der Märtyrer vor allem der ersten drei Jahrhunderte für uns? Es ist vor allem die Treue gegenüber Gott. Sie gaben ihr Leben für den rechten Glauben, für Gott. Sie waren ihm treu bis an ihr Lebensende.
Im Synaxarion lesen wir folgendes über die heilige Märtyrerin:
Die heilige Agatha entstammte einer reichen Adelsfamilie von Catania auf Sizilien und war erst 15 Jahre alt, als sie während der Verfolgung unter Decius um 250 als Christin verhaftet wurde. Der Präfekt Quintianus, bezaubert von ihrer Schönheit und erpicht, sich ihres Reichtums zu bemächtigen, suchte sie zu überzeugen, seine Frau zu werden. Er übergab sie einer in Ausschweifung lebenden Heidin namens Aphrodisia, die einen Monat lang versuchte, sie vom christlichen Glauben abzubringen. Doch am Schluss gab sie sich geschlagen und erklärte, es sei leichter, Eisen und Steine zu brechen als den Widerstand dieser Jungfrau. Da wurde Agatha erneut verhört, und Quintianus fragte sie, warum sie als Wohlgeborene sich verhalte wie eine Unfreie. Agatha antwortete ihm: „Ich bin Christi Magd, und jeder, der Christus dient, ist in Wahrheit freier als jedes andere Geschöpf, denn er erlangt durch Seine Gnade die Herrschaft über sich selbst." Da sie fortfuhr, über den Götzenkult zu spotten, unterwarf sie der Präfekt mancherlei grausamen Torturen. Sie wurde geschlagen, mit Eisenkrallen zerfleischt, mit Fackeln versengt, und schließlich schnitt man ihr die Brüste ab und warf sie ins Gefängnis. in der folgenden Nacht aber erschien ihr der Apostel Petrus mit einem Engel und heilte alle ihre Wunden. Nach mehreren Tagen erneut ins Verhör geholt, rollte man sie über Scherben und glühende Kohlen. Da erschütterte ein heftiges Erdbeben die Gegend, sodass das Volk von Catania zum Prätorium stürmte und dem Präfekten drohte, Feuer an seinen Palast zu legen, wenn er nicht aufhöre mit der Folterung der hl. Märtyrerin, die diese göttliche Strafe über die Stadt gebracht habe. Da unterbrach man die Foltersession und brachte Agatha ins Gefängnis zurück, wo sie bald darauf den Geist in Gottes Hände übergab. Als die Bewohner von Catania davon hörten, eilten sie mit Myrrhe und Aromaten ins Gefängnis und bereiteten ihr ein feierliches Begräbnis. Am Schluss erschien ein Engel und legte eine Marmorplatte auf das Grab mit der Inschrift: „Heilige, hingebende Seele. Ehre Gottes. Beschützerin des Landes.“ In der Folge erwies sich die hl. Agatha oftmals als Retterin ihrer Stadt. Als ein Jahr nach ihrem Tod der Ätna ausbrach und ein glühender Lava-Strom auf Catania zufloss, nahmen die Gläubigen den Schleier, der ihr Grab bedeckte, und hielten ihn wie einen Schild dagegen. Da kam die Lava sogleich zum Stillstand. Im Laufe der Jahrhunderte wiederholte sich dieses Wunder mehrmals. Die Verehrung der hl. Agatha verbreitete sich bald über die ganze christliche Welt.
Das Leiden der Märtyrerin Agatha, wie auch das anderer christlicher Jungfrauen, hat eine besondere theologische Bedeutung. Genau diese Hingabe, ihre Jugend und ihr Glaube an Christus trieben die Heiden in den Wahnsinn. Erst wurde sie überredet, dann gefoltert, verstümmelt und schließlich getötet. Auf die gleiche Weise taten die unbarmherzigen römischen Behörden auch die anderen christlichen Jungfrauen, die heilige Tatjana, die heilige Katharina, die heilige Anastasia und die heilige Barbara. Doch gerade in dieser scheinbaren Schematisierung des Leidens der frommen Jungfrauen offenbarte sich das Wesen des christlichen Bekenntnisses für andere.
Aus alleinigem eigenem Willen und eigener Kraft wäre das für diese Märtyrerinnen sicher nicht durchzustehen gewesen. Nur mit Gottes Beistand konnten sie dies bewältigen.
Was sollen wir tun? - Wir müssen ein Mittel finden, um treu zu werden bis zum Tod und ohne Martyrium; und wir müssen ein solches Mittel anwenden, bevor wir sterben; denn es wird zu spät sein, zu säen, wenn die Zeit kommt, die Frucht zu ernten. Ein solches Mittel bietet uns der Apostel Paulus an, wenn er sagt im Brief an die Kolosser: „Sterbt ab von euren Lippen, die auf der Erde sind, von der Unzucht, der Unreinheit, der Leidenschaft, der bösen Lust und dem Betrug, der Abgötterei ist“ (Kol 3,5). Abtöten sollst du die fleischliche Eigenliebe und den Egoismus, und zwar nicht nur in den äußeren Handlungen, sondern auch in den innersten Regungen deines Herzens, und zwar nicht durch deine eigene Weisheit allein, die um so anmaßender und unzuverlässiger ist, sondern durch die beständige Hinwendung deines Herzens zu Christus, mit dem aufrichtigen Wunsch, ihm zu gefallen, mit Hilfe seiner Gnade.
Amen.