Predigt zum 35. Herrentag nach Pfingsten (1 Tim. 1:15-17; Lk. 18:35-43) (07.02.2021)
Liebe Brüder und Schwestern,
wieder eine kurze Lesung, in der im Wesentlichen ausgedrückt wird, wovon das ganze Evangelium handelt: „Das Wort ist glaubwürdig und wert, dass man es beherzigt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu erretten. Von ihnen bin ich der erste. Aber ich habe Erbarmen gefunden, damit Christus Jesus an mir als erstem Seine ganze Langmut beweisen konnte, zum Vorbild für alle, die in Zukunft an Ihn glauben, um das ewige Leben zu erlangen. Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen“ (1 Tim. 1:15-17).
Der Reihe nach:
a) Das Wort ist glaubwürdig und wert, dass man es beherzigt: Wir haben die Heilige Schrift, die für uns alle zum einen wertvoll und zum anderen glaubwürdig ist. Sie ist der größte geistliche Schatz auf Erden und nur sie enthält die untrügliche Wahrheit, die zum ewigen Leben führt. b) Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu erretten. Gott steigt von Seinen himmlischen Thron herab, nicht etwa, um die Gerechten zu belohnen – denn niemand ist gerecht vor Gott (s. Ps. 129:3; Röm. 3:20; Gal. 3:11) – sondern, um die Sünder gerecht zu machen. Dieses Wunder Gottes ist umso bemerkenswerter, je größer die Sünde vorher gewesen ist (s. Röm. 5:20). Bestes Beispiel hierfür ist Saulus-Paulus selbst, der Verfasser dieses Briefes. c) Von ihnen bin ich der erste.
Erinnern wir uns, dass die Freude im Himmel über einen bekehrten Sünder größer ist als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren (s. Lk. 15:7; vgl. Mt. 18:13). Mit anderen Worten, die Neunundneunzig, die sich nicht als große Sünder sehen, können im Himmel keine echte Freude hervorrufen. Ein einziger bekehrter Sünder dagegen schon.
d) Aber ich habe Erbarmen gefunden, damit Christus Jesus an mir als erstem Seine ganze Langmut beweisen konnte, zum Vorbild für alle, die in Zukunft an Ihn glauben, um das ewige Leben zu erlangen.
Erst durch das Eingeständnis unserer Sündhaftigkeit erkennen wir, wie barmherzig Gott an uns handelt. Nach Seinem Heilsplan mussten wir erst in Sünde fallen, um kosten und sehen zu können, „dass der Herr gut ist!“ (Ps. 33:9). „Es ist seliger, seine Sünden zu sehen als die Engel zu schauen“, sagte einer der ägyptischen Wüstenväter.
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e) Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen.
Gott ist König über die Ewigkeit. Er überließ dem „Herrscher dieser Welt“ (Joh. 12:31; 14:30; 16:11) lediglich die begrenzte Macht, unseren Glauben durch zahlreiche Versuchungen auf seine Standfestigkeit zu prüfen (s. Jak. 1:2-4,12; 1 Petr. 1:6-7; 4:12-14; 1 Kor. 7:5; Gal. 6:1; 1 Thess. 3:5; 1 Tim. 6:9-10). Doch uneingeschränkt ist nur dem Herrn Jesus Christus „alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Mt. 28:18). Diese Macht ist unvergänglich und für uns noch unsichtbar wie der Herr Selbst (s. 1 Petr. 1:8). Ohne jeden Zweifel ist Christus Gott der Einzige, Der uns die Kraft gibt, in der Versuchung standhaft zu bleiben (s. 1 Kor. 10:13; Offb. 3:10), „denn da Er Selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann Er denen helfen, die in Versuchung geführt werden“ (Hebr. 2:18).
f) Gott gebührt für alles die Ehre, Er ist verherrlicht in alle Ewigkeit! Wenn wir uns nach Seinem Willen ausrichten, werden sogar wir Staubgeborene erkennen können: „Gott ist es, Der gerecht macht“ (Röm. 8:33). Und folglich: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? In der Schrift steht: ´Um Deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat` (Ps. 43:5). Doch alles überwinden wir durch Den, Der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm. 8:35-39).
Aber diese Liebe darf keine Einbahnstraße sein. Wollen wir demnach dem Blinden von Jericho nacheifern, der mit dem geistlichen Auge Christus als „Sohn Davids“ (Lk. 18:38,39) = Messias erkannte und laut rufend bekannte. Die Leute im Gefolge des Herrn wollten ihn zum Schweigen bringen, doch er ließ sich nicht davon abbringen und erlangte Erbarmen von unserem Herrn. So wollen auch wir, selbst wenn die Widerstände aus dem Inneren der Kirche kommen, uns unbeirrt in allen Dingen an unseren Herrn Jesus Christus wenden, damit auch wir die Worte vernehmen: „Dein Glaube hat dir geholfen“ (18:42). Der Herr will, dass wir Ihn „im Geist und in der Wahrheit“ anbeten (Joh. 4:23,24), wozu auch wir uns von unserer geistlichen Blindheit befreien müssen. Als in der heiligen Taufe Erleuchtete sollen wir uns nach dem „Licht der Welt“ (Joh. 8:12) sehnen, unserem Herrn Jesus Christus, Der den Blinden die Augen öffnet (s. 9:5-7). Er wird auch unsere geistlichen Augen öffnen, wenn wir uns Ihm nur beherzt zuwenden wie der Blinde von Jericho oder ebenso wie der Apostel Paulus, der mit Blindheit beschlagen war (s. Apg. 9:8), nach seiner Bekehrung aber wieder sehend wurde (s. 9:18). So werden wir Erbarmen finden, damit der Herr Jesus Christus an uns Seine Langmut zeigt zum Vorbild für alle, die noch an Ihn glauben werden, um dadurch das ewige Leben zu erlangen. Er kam ja, um die Sünder zu erretten. Von ihnen bin ich der erste. Amen.
Details Eintrag
Jahr:
2021
Orignalsprache:
Deutsch