Predigt zum 33. Herrentag nach Pfingsten / Herrentag nach Theophanie (Eph. 4:7-13; Mt. 4:12-17) (24.01.2021)
Liebe Brüder und Schwestern,
die heutigen Lesungen stellen eine weiterführende Nachbetrachtung der Taufe Christi und, damit verbunden, – unserer Taufe – dar. Christus ließ Sich ja nach Seiner menschlichen Natur taufen, damit wir an Seiner göttlichen Natur teilhaben können. Somit ist die Taufe Christi im Jordan die mystische Vollendung der Menschwerdung Gottes zu Bethlehem – die Vereinigung der göttlichen und der menschlichen Natur im Leib Christi. „Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werden konnte“, lehrt der heilige Athanasios der Große (+ 373). Wir lesen: „… Jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat. Deshalb heißt es: `Du stiegst hinauf zur Höhe, hast gefangen die Gefangenschaft, empfingst Gaben bei den Menschen` (Ps. 67:19). Wenn Er aber hinaufstieg, was bedeutet das anderes, als dass Er auch zur Erde herabstieg? Derselbe, Der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum Höchsten Himmel, um das All zu beherrschen. Und Er gab den einen das Apostelamt, andere setzte Er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen gelangen und Christus in Seiner vollendeten Gestalt darstellen“ (Eph. 4:7-13).
Gott stieg also vom Himmel herab, um den Menschen mit Sich bis zum Höchsten Himmel zu führen (vgl. Joh. 3:13)! Dafür ist es freilich nötig, dass einige als Aposteln, andere als Propheten oder Evangelisten, und wieder andere als Hirten und Lehrer die Gläubigen („Heiligen“) zur Erfüllung ihres Dienstes rüsten, damit sie alle zusammen den Aufbau des Leibes Christi vorantreiben. Homogenität statt Uniformität! Nur durch die lebendige Gemeinschaft in der Kirche lässt sich nämlich die Einheit im Glauben und die Erkenntnis des Sohnes Gottes verwirklichen, so dass wir als vollkommener Mensch durch die uns in den Mysterien der Kirche geschenkte Gnade Christus in Seiner vollkommenen Gestalt darstellen... – Und ich kenne Leute, die lassen ihre Kinder taufen, nicht um ihnen den Aufstieg in den Höchsten Himmel zu ermöglichen, sondern damit sie gesund und behütet aufwachsen, gut in der Schule lernen, Erfolg im Beruf und Glück im Familienleben haben, oder solche, die sich als Erwachsene taufen lassen, damit ihre Pechsträhne endlich abreißt! – Irdisches Wohlergehen ohne einen Hauch der Erkenntnis des Sohnes Gottes – ist das nicht wie Schwarzfahren auf dem Weg ins Himmelreich?!.. Spielt die über dem Fahrersitz angezeigte Endhaltestelle in deren Überlegungen denn überhaupt keine Rolle?..
Versuchen wir uns doch wieder Dem zuzuwenden, Den wir in Seiner vollkommenen Gestalt darstellen sollen. Die soeben zitierten Worte des Apostels (Eph. 4:9) bedeuten doch auch, dass Christus, nachdem Er in den Himmel hinaufgefahren ist, uns den Heiligen Geist herabgesandt hat.
Heute lesen wir davon, wie Sich unser Erlöser, nachdem Er von Johannes im Jordan getauft worden war und vom Teufel in Versuchung geführt wurde, nach der Gefangennahme des Täufers wieder nach Galiläa zurückzieht und in der Stadt Kafarnaum Wohnung bezieht. Von hier wird Er in den kommenden dreieinhalb Jahren zu diversen Reisen aufbrechen, um die Menschen zur Umkehr zu bewegen und um ihnen das nahende Himmelreich zu verkünden. Er wird, wie vom Propheten geweissagt, überwiegend im heidnischen Galiläa bzw. im Gebiet der Heiden predigen (s. Mt. 4:15; vgl. Jes. 8:23). Galiläa, im früheren Nordreich Israel gelegen, war nach der assyrischen Eroberung desselben 734 v. Chr. von seiner Bevölkerungsstruktur multikulturell. Mit den Griechen und Römern hielt die europäische Kultur Einzug. Auch wenn sich viele von den zivilisierten Heiden in der Zeit der Makkabäer zum monotheistischen Glauben der Juden bekehren ließen (s. Joh. 7:35; 12:20-21; Röm. 1:14-16; 2:9-10; 10:12; Gal. 2:3), galten die Galiläer in den Augen der strenggläubigen Juden des Südens im religiösen Sinne als minderwertig, denn die Kulturen hatten sich zur Zeit des öffentlichen Wirkens unseres Herrn so sehr miteinander vermischt, dass das Volk „im Dunkel lebte“ bzw. die Menschen dort „im Schattenreich des Todes wohnten“ (Mt. 4:16; vgl. Jes. 9:1). Doch nun haben sie „ein helles Licht gesehen“ (ibd.). Wie in der Osternacht gelesen wird: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“ (Joh. 1:9).
Gott ließ demnach nichts unversucht, um die Menschen zu retten (s. Röm. 8:32). Doch „das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind“ (Joh. 3:19-21; vgl. Mt. 5:16). Gewiss wird Gott am Ende die Guten belohnen und die Bösen ihrer gerechten Strafe zuführen (s. Joh. 5:29), aber was geschieht mit den lauwarmen (vgl. Offb. 3:15) kirchlichen Karteileichen? … Erwarten die etwa eine Be-loh-nung?.. WOFÜR?!.. Aber okay, meinetwegen! Sagen Sie dann aber als Lehrerin dem faulsten Schüler in Ihrer Klasse, dass er nach Unterrichtsschluss ein Eis bekommt. - „Hurra!!!“ - und verkünden ihm zugleich, dass alle seine Klassenkameraden als Lohn für ihre rege schulische Mitarbeit für zwei Wochen umsonst nach Florida ins Disneyland fliegen dürfen!.. Oder gewähren Sie als Firmenchef Ihrem schäbigsten Mitarbeiter als Gratifikation für geleistete Dienste 1000,- € – er wird vor Freude an die Decke hüpfen, – bis er erfährt, dass alle seine Kollegen 100.000,- € bekommen... So wird die Belohnung wie eine Strafe sein. Kapiert?.. Amen.
Details Eintrag
Jahr:
2021
Orignalsprache:
Deutsch