Zu Ursprung und Charakter der orthodoxen Weihnachtsliturgie
„Fürwahr - es ist etwas Außerordentliches, zu hören, dass Gott, der Unaussprechliche, der Unfassbare, Unbegreifliche, der dem Vater gleich ist, durch einer Jungfrau Schoß zu uns kam. … Er wurde dem Fleische nach geboren, damit du aus dem Geiste geboren würdest. Wenn du also hörst, der Sohn Gottes sei der Sohn Davids und Abrahams, so zweifle nicht länger, dass auch du, ein Sohn Adams, Sohn Gottes sein wirst!", ruft der hl. Johannes Chrysostomos in seinem Matthäus-Kommentar (2. Homilie, Kap. 2) den Gläubigen zu, und der große alexandrinische Papst Athanasios betont: „Er ist also nicht, da er Mensch war, später Gott geworden, sondern da er Gott war, später Mensch geworden, um vielmehr uns zu Göttern zu machen!" (1. Rede gegen die Arianer, Kap. 39)
Die Theosis, die „Gott-Werdung“ des Menschen ist es, was die Väter – und die orthodoxe Theologie bis heute – beschäftigt: Erster und gewichtigster Schritt aber zur Theosis des Menschen, ihre grundlegende Vorbedingung war die Fleischwerdung des Gottessohnes, der durch die Vereinigung von menschlicher und göttlicher Natur den Weg zum Heil eröffnet und den Menschen herausführt aus dem Reich der Finsternis: „Licht war das, was - ausgehend von dem Feuer – dem Mose erschien, als der Dornbusch brannte, aber nicht sich verzehrte. …. Licht war das, was Israel in der Feuersäule leitete, erhellend die Wüste. Licht das, was den Elija in einer glühenden Kohle berührte. ... Licht war es, das die Hirten ringsum umstrahlte, da das zeitlose Licht sich dem zeitlichen verband. Licht erstrahlte über den Hügeln von Bethlehem, um die Weisen zu leiten, dass sie Geschenke gäben dem Lichte, welches um unseretwillen zu uns gekommen", sagt der hl. Gregorios der Theologe (Über die Taufe, Rede 40, 6 / PG XXXVI, 365).
Christus als das „Licht vom Lichte, das Aufstrahlen des Vaters, welches erleuchtet hat die ganze Schöpfung" (3. Stichiron zu Ps. 140 ff. in der Großen Vesper) ist eine Bildrede, die im Neuen Testament wurzelt (vgl. etwa Jo 8,12; Jo 12,36.46 oder Lk 2,32) und sich in vielen orthodoxen Hymnen zum Fest der Christgeburt findet.
Dabei besteht ein zweiter Grund für die Bezeichnung Christi als der „Sonne der Gerechtigkeit, die ein Stern denen im Finstern zeigt“ (2. Stichiron zu den Aposticha in der Komplet) in den Hymnen in der Entstehungsgeschichte des Festes der Geburt Christi. Ob in Ägypten unter der Gleichsetzung mit Osiris, in Babylon mit seinem entwickelten Sonnenkult und seiner ausgeprägten religiösen Astrologie oder in den Veden Alt-Indiens und vor allem im Miträ, dem seit dem 15. Jh. v. Chr. in den Keilschriftakten von Boghazköi nachweisbaren Sonnengott der Perser, immer wieder treffen wir auf die gleichen Vorstellungen einer unbesiegbaren Sonne.
Mag auch der römische „Sol invictus" erst seinen eigentlichen Siegeszug angetreten haben, als der Kult des persischen Mithras durch Verschmelzung mit den hellenistischen Vorstellungen vom Helios sich in raschester Zeit im römischen Reich der Kaiserzeit, vor allem im 3. Jh. verbreitete, so erhielt er eine dominierende Stellung dadurch, dass er in den römischen Staatskult aufgenommenen wurde und durch Aurelian 274 die Errichtung des großartigen Sonnentempels auf dem Campus Agrippae erfolgte.
So können wir als liturgiewissenschaftlich gesichert annehmen, dass die Festlegung des Festes der Geburt Christi auf den 25. Dezember keineswegs nach chronologischen Berechnungen erfolgte, sondern gerade dass der Frage nach dem wirklichen Datum des Geburtstages Jesu in der Kirche keine entscheidende Bedeutung zukam, sondern dass die Datierung - wie Epiphanios von Salamis (ca. 310-403) und später Kosmas von Maiouma, der Hagiopolit (Jerusalem, gest. 794) (PG XXXVIII, 464) bezeugen - in einer bewussten Kontrastierung zur heidnischen Feier des Geburtstags der Sonne (oder auch des Äon als der Verkörperung des Zeit-Ewigkeitsbegriffs) gewählt wurde.
Im „Chronograph von 354", einer Zusammenstellung von chronologischen und kalendarischen Texten, die von dem Kalligraphen und Illustrator Furius Dionysius Filocalus für einen wohlhabenden römischen Christen namens Valentinus erstellt wurde, erscheint denn auch - neben der Eintragung „N(atalis) Invicti" im bürgerlichen Teil - in der Rubrik der Kirchenfeste erstmals der lapidare Satz „VIII Kal. Ianuarii natus Christus in Bethleem Iudeae". Wir dürfen also die Einführung der Festfeier als spätestens mit dem Jahre 354 für Alt-Rom abgeschlossen ansehen, in dem Papst Liberius (310-366) eine Weihnachtspredigt hielt – die erste (belegbare) Predigt zum Fest überhaupt.
Von Alt-Rom aus trat bald das Geburtsfest Christi seinen Siegeszug an: Zugleich ist dies der einzige uns bekannte Fall, dass ein später für die gesamte Christenheit verpflichtendes Fest im Westen entstand. So übernahm auch als eines der ersten Gebiete der östlichen Reichshälfte Neu-Rom, Konstantinopel, wenig später das Fest: Die erstmalige Feier dort kann auf den 25. Dezember 379 datiert werden, da ihr Initiator („Exarchos“), wie er sich selber nennt, nämlich der hl. Gregorios der Theologe (329-390) von Nazianz, in einer Predigt (Hom. 38 zur Theophanie / PG XXXVI, 349) davon berichtet.
In Kappadokien dürfte - wohl sogar einige wenige Jahre vor der Hauptstadt, nämlich um 371-374 - der große Basileios die Einführung besorgt haben, in Nyssa war es (wahrscheinlich 383) der hl. Gregorios (vgl. PG XLVI, 580). Die Einführung des Festes in Antiochia zwischen 386 oder 388 können wir sicher dem hl. Johannes Chrysostomos zuschreiben, wovon wieder seine eigene Predigt auf die Christgeburt (PG CIL, 351) Zeugnis ablegt. Für den 25.12.432 ist die erste Weihnachtspredigt in Alexandria durch Paulos, den als Friedensstifter zwischen den Patriarchen von Alexandria und Antiochia nach dem Konzil von Ephesos bekannten Bischof von Emesa, belegt (vgl.PG LXXVII, 1433).
In der Zeit der christologischen Diskussionen auf den ersten Ökumenischen Konzilien und der Abgrenzung vor allem zu Arianern, Nestorianern und Monophysiten hatte sich inzwischen der Charakter der Feier der Christgeburt von einem reinen „Gegenfest" zur heidnischen Sonnenfeier zu einem Bekenntnis zur doppelten Natur der einen Person Christi verlagert: Das erklärt wohl auch, warum in Ägypten die Geburtsfeier Christi erst ziemlich spät – laut dem Bericht des Johannes Cassianus (PL IL, 820) wohl um 418 auf Initiative der Wüstenklöster - eingeführt wurde. Als letztes der alten Patriarchate hat Jerusalem – offensichtlich erst nach langem Zögern – die Festfeier übernommen, augenscheinlich endgültig erst im 7. Jh., denn der erste sichere Zeuge ist Patriarch Sophronios (634-638) (vgl. PG LXXXVII, 3,3361).
Nunmehr aber gilt es überall als ein bewusstes Bekenntnis zu demjenigen, der die unbesiegbare „Sonne der Gerechtigkeit" ist, „vollkommen der Gottheit und vollkommen der Menschheit nach, wahrer Gott und wahrer Mensch, … der in zwei Naturen unvermischt, unverwandelt, ungetrennt und ungesondert besteht“, wie es das IV. Ökumenische Konzil von Chalkedon 451 ausformulierte.
Diese heilsgeschichtliche Bedeutung der Christgeburt heben alle Hymnen der orthodoxen Weihnachtsgottesdienste hervor: „Die Sonne ohne Untergang naht aufzustrahlen aus dem jungfräulichen Schoß, um zu erleuchten alles, was unter der Sonne ist. Mit reinen Augen und lauterem Fasten lasst uns eilen, ihn zu empfangen, und lasst uns bereit sein, ihn aufzunehmen im Geiste, der da kommt in das Seine mit fremdartiger Geburt, wie es ihm wohlgefällt, auf dass er uns, die wir entfremdet waren dem Weilen im Paradiesgarten Eden, wieder zurückführe als der Barmherzige, der in Bethlehem geboren ist!“
Theophanie, Geburt und Anastasis - Christus als die „Sonne der Gerechtigkeit", als der wahrhafte Sohn Gottes und zugleich wahre Mensch und schließlich Christus als derjenige, welcher schon in der Inkarnation sein Kreuz auf sich nimmt und uns durch seine Auferstehung das Leben schenkt, das sind die drei Grundgedanken, welche das orthodoxe Weihnachtsfest immer wieder aufgenommen hat.
Von diesem Charakter des orthodoxen Weihnachtsfestes her wird auch seine liturgische Nähe zu Ostern begreiflich; nicht nur, dass es in älteren Typika ausdrücklich als „Heiliges dreitägiges Pascha" bezeichnet wird (vgl. N. Nilles SJ, Kalendarium Manuale utriusque Ecclesiae Orientalis et Occidentalis, Bd. I, Innsbruck 1896), sondern auch die Einrichtung einer fünftägigen Vorfeier und der zwei auf das Fest bezogenen vorangehenden Sonntage der hll. Ahnen des Herrn und der Vorväter legt davon Zeugnis ab, zumal alle anderen Feste des orthodoxen Kirchenjahres - außer Pfingsten und Ostern - nur einen einzigen Tag der Vigilfeier und nur die beiden „weihnachtlichen" Feste der Geburt und der Theophanie des Herrn fünf bzw. vier Tage eines solchen Vorfestes kennen. Man kann also wohl von einer durchaus bewussten Nachgestaltung der weihnachtlichen Gottesdienste nach dem österlichen Vorbild ausgehen. So wurden nicht zuletzt die „Großen Stunden'' nach dem Vorbild des Großen Freitags eingeführt und ist die Verbindung der Vesper mit der eucharistischen Liturgie des hl. Basileios und die Vielzahl der dabei vorgetragenen alttestamentlichen Lesungen und besonders die Unterbrechung der letzteren durch responsorische Gesänge eine typische Eigenheit der Feier des Großen Samstags.
In der Reihe dieser Prophezeiungen des Alten Bundes, welche das Kommen des Messias ankündigten, erinnert die 1. Lesung (Gen 1,1-13) an den Beginn allen Heiles, die Schöpfung Gottes, gefolgt von sieben weiteren messianisch verstandenen Lesungen: „Ein Stern geht auf aus Jakob ,.." (Num 24, 2b-3b.5-9.17-18); „Du aber Bethlehem, freu dich..." (Mich 4,6-7 u. 5,1-3); „Ein Reis sprießt aus der Wurzel Jesse ..." (Jes 11,1-10); „Dies ist unser· Gott ... erschienen auf Erden ... (Bar 3,36-4,4); „Dann wird Gott selbst ein Reich errichten...." (Dan 2,31-36.44-45); „Ein Kind ist uns geboren ..." (Jes 9,5-6), denn „Siehe, die Jungfrau wird empfangen..." (Jes 7,10-16a; 8,1-4.8-10).
Diese Gedanken werden in den liturgischen Gesängen des orthodoxen Weihnachtsgottesdienstes poetisch meditiert, zu denen die berühmtesten der Hymnographen des ersten Jahrtausends beigetragen haben. Wir können als gesichert folgende Zuschreibungen ansehen: von Romanos dem Meloden stammt das große Kontakion, von dem allerdings heutzutage nur mehr ein Kontakion und Ikos nach der 6. Ode des Kanons gesungen werden; vom Konstantinopler Patriarchen Germanos (Anfang 8. Jh.) das 1. Stichiron zum 140. Ps und das Doxastikon beim Bittgang, sowie das 1. und 2. Stichiron zu den Aposticha und das Doxastikon zu den Lobpreisungen; von Anatolios drei Stichiren zum 140. Ps und zu den Aposticha (wobei nicht ganz geklärt ist, wer dieser Anatolios ist: entweder ein Konstantinopler Patriarch des 5. Jh. oder der Abt des Stoudion-Klosters aus dem 9. Jh. oder der Erzbischof von Thessaloniki aus der gleichen Zeit); von der Nonne Kassia (9. Jh.) das Doxastikon zum 140. Ps.; von Joannes von Damaskos (8. Jh.) die drei ersten Stichiren zum Bittgang sowie deren Doxastikon und das zu den Aposticha sowie der 2. Kanon des Morgengottesdienstes und weiter das „Jetzt" der Lobpreisungen und schließlich von Kosmas von Maiouma (8. Jh.) der erste Kanon, welcher - teilweise wörtlich - auf den Predigten des hl. Gregorios des Theologen aufbaut, und sodann von Andreas von Kreta vier Stichiren zu den Lobpreisungen.
Kerngedanke aller dieser Hymnen ist der Anbruch der Erlösung, der Beginn unserer Theosis: „Gekommen ist die Wahrheit, versunken ist das Schattenreich - und Gott erschien den Menschen, aus einer Jungfrau geboren, verwandelt, an Gestalt wie wir, und doch vergottend das Fleisch. Wieder und neugestaltet wird Adam mit Eva, da beide rufen: Auf Erden erschien das Wohlgefallen, zu retten unser Geschlecht!" (1. Troparion zur 1. Stunde (vom Jerusalemer Patriarchen Sophronios aus dem 7. Jh.)).
Das Unfassbare geschieht: der Gott und Schöpfer aller wird Mensch: „Vor Deiner Geburt erschraken - mit Zittern schauend das Mysterium, Herr - zutiefst die Heere der Geister: darob, dass du daliegst als ein Kind, du, der geziert hat den Himmel mit Gestirnen. In einer Futterkrippe für Tiere liegst du, der mit einem einzigen Griff zusammenfasst alle Enden der Erde." (2. Troparion der 3. Stunde).
„Lausche, Himmel und Erde, vernimm es auch du! Die Grundfesten der Unterwelt mögen ins Wanken geraten, ein Zittern bringt sie zum Beben, der Gott und Schöpfer des Alls kleidete sich in Fleischesgestalt, und er, der erschuf mit gewaltiger Hand das All, erweist sich als Inneres des Gebäudes." (2. Troparion der 6. Stunde).
Durch die prophetischen Lesungen bereiten die schon erwähnten Großen Stunden auf das Geheimnis vor, die Erfüllung der Verheißungen des Alten Bundes, der nicht einfach abgeschafft, sondern heilsgeschichtlich vollendet ist, denn „jetzt beeilt sich die prophetische Verheißung erfüllt zu werden auf mystische Weise." (2. Troparion der 1. Stunde). „Kommt, ihr christus-tragenden Völker, gemeinsam zu schauen das Wunder, das alles Denken übersteigt, ja, es aufhebt!" (3. Troparion der 3. Stunde).
„Die Scheidewand niedergerissen, das Flammenschwert wendet sich ab, die Cherubinen weichen vom Holze des Lebens und ich habe teil an des Paradieses Nahrung, von welcher mich einst mein Ungehorsam vertrieb. Denn des Vaters unverändert Bild, das Bild seiner Ewigkeit, nimmt Knechtsgestalt an, tritt hervor aus der Mutter, die vom Manne nichts weiß, und erleidet doch keine Veränderung. Denn er blieb, was er war: der wahre Gott, und nahm an, was er nicht war: Mensch geworden aus Menschenliebe!" (1. Stichiron zu Ps. 140).
So erstrahlt allen die wahre Sonne: „Als der Herr Jesus geboren wurde aus der heiligen Jungfrau, da wurde das All erleuchtet!" (ebd., 2. Stichiron). „Fleisch geworden vom Heiligen Geiste und Mensch geworden aus der Immer-Jungfrau, ließest du uns Licht erstrahlen, Christus Gott, in deiner Ankunft: Licht vom Lichte, das Aufstrahlen des Vaters, welches erleuchtet hat die ganze Schöpfung!" (ebd., 3. Stichiron). Denn „deine Geburt, Christus unser Gott, ließ erstrahlen der Welt das Licht der Erkenntnis; denn bei ihr wurden die Anbeter der Gestirne von einem Stern belehrt, dich anzubeten als die Sonne der Gerechtigkeit und dich zu erkennen als den Aufgang aus der Höhe!" (Festtroparion). Die Geburt Christi wird zum Tag, der die ganze Schöpfung umwandelt und zu einer neuen Einheit führt: „Himmel und Erde werden heute verbunden, da Christus geboren: heute kam Gott auf die Erde und der Mensch stieg zum Himmel!" (2. Stichiron zum Bittgang).
Diese heilsgeschichtliche Sicht des Ereignisses von Bethlehem durchzieht alle Texte. Der Mensch ist wieder versöhnt mit Gott, er ist der neue Adam - oder wie es in den Worten des Kosmas heißt: „Du bist gleich geworden dem verdorbenen Geschöpfe, indem du teilhast selbst an unserem sündigen Fleische, und dadurch hast du uns zu Teilhabern an der göttlichen Natur gemacht, denn da du irdisch warst, bliebst du doch Gott, und hast erhöht unser Horn, heilig du, unser Gott!“ (3. Troparion der 3. Ode, 1. Kanon im Morgengottesdienst).
Diese neue Schöpfung schließt alle ein: „Heute gebiert die Jungfrau ihn, der allem Sein überhoben. Und die Erde bietet ihm, der unzugänglich, die Höhle. Engel hell, vereint mit den Hirten, Lobpreis erschallen lassen. Magier mit ihrem Sterne wallen die Straßen. Denn für uns ist heute geboren der neue Knabe, der vor aller Ewigkeit Gott!“ (Kontakion).
Die Hymnographie des orthodoxen Christgeburtstages geht über ein menschliches Bewundern hinaus zu tiefer Demut und Anbetung auf der einen, aber auch unerschütterlicher Heilsgewissheit auf der anderen Seite, denn wie es Vladimir Losskij (1903-1958), einer der bedeutendsten orthodoxen Theologen des 20. Jh., der immer die Theosis als das Hauptprinzip des östlichen orthodoxen Christentums betonte, formuliert hat: „Der absteigende Weg (Katabasis) der göttlichen Person Christi ermöglichte den menschlichen Personen einen aufsteigenden Weg, unsere Anabasis im Heiligen Geist. Die freiwillige Erniedrigung, die erlösende Entleerung (Kenosis) des Gottessohnes mußte stattfinden, damit die gefallenen Menschen ihre Berufung erfüllen könnten, die in der Vergöttlichung des geschaffenen Seins durch die ungeschaffene Gnade besteht. So scheint hier das Erlösungswerk Christi oder vielmehr allgemeiner, die Fleischwerdung des Wortes, in unmittelbare Beziehung gesetzt zu sein zu dem Endziel, das den Geschöpfen vorgesetzt ist: der Vereinigung mit Gott!" (Erlösung und Vergöttlichung, in: Orthodoxie heute, Heft 27/28, 7. Jg., Düsseldorf 1969, S. 2).
Oder um es in Worten des hl. Irenaios von Lyon (ca. 139-202) zu sagen: „Dazu ist nämlich das Wort Gottes Mensch geworden und der Sohn Gottes zum Menschensohne, damit der Mensch das Wort in sich aufnehme und, an Kindesstatt angenommen, zum Sohne Gottes werde. Den anders konnten wir nicht die Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit empfangen, als indem wir mit der Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit vereint würden. Wie hätten wir aber mit der Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit vereint werden können, wenn nicht die Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit vorher das geworden wäre, was wir sind, damit das Vergängliche von dem Unvergänglichen und das Sterbliche von dem Unsterblichen verschlungen werde und wir die Annahme an Kindesstatt empfingen!" (Adversos Haereses, Kap. XIX, 1).
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