Mt 6,14-21_Röm 13,11-14,4 (01.03.2020_Sonntag_der_Vergebung)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
dieser letzte Sonntag der Vorfastenzeit wird auch der Sonntag der Vergebung (und des Käseverzichts) genannt. Unsere Bereitschaft zu vergeben und unsere Bereitschaft zu geben werden uns als letzter Rat für ein wahres Fasten mit in die nächsten 40 Tage gegeben.
- Die Bereitschaft zu vergeben
Das heutige Evangelium (Mt 6,14-21) beginnt damit, dass Christus uns aufruft, dass wir unseren Mitmenschen ihre Verfehlungen und Fehltritte an uns vergeben sollen. (V.14) Wenn wir unserem Mitmenschen vergeben, dann tragen wir ihm seine Schuld nicht hinterher. Dann sprechen wir auch nicht über das Vergehen des anderen, bis es jeder weiß und wir tratschen nicht, bis sein Ansehen ganz im schlechten Lichte steht. Wenn wir uns durch das Fasten Gott öffnen wollen, dann bedeutet dies, dass wir auch von den Verletzungen, welche wir empfangen haben, loslassen müssen – auch dann, wenn der andere angefangen hat und wir scheinbar im Recht steht.
An uns liegt es, dass wir den starren Griff um diese Verletzung loslassen. An Gott liegt es, dass Er diese Verletzungen in uns heilt. Und Gott wird sie heilen, wenn unser Griff sich löst, unsere Hände sich empfangend öffnen und wir bereit sind zu vergeben. „Denn wenn [wir] den Menschen ihre Verfehlungen vergeben, so wird [uns unserer] himmlischer Vater auch vergeben.“ (V.14)
- Die Bereitschaft zu geben
Neben der Bereitschaft zu vergeben, sind wir in der Fastenzeit aber auch zu der Bereitschaft zu geben aufgefordert. Denn so, wie wir an inneren Verletzungen festhalten, weil wir den Gedanken an ein Wort oder eine Tat des anderen nicht loslassen wollen, so sehr halten wir häufig an unserem Besitz fest. Und diesen Besitz tragen wir dann in unserem Herzen, da wir uns davon Absicherung und Glück versprechen. Doch Christus sagt zu uns am Ende des heutigen Evangeliums: Sammelt eure Schätze nicht auf Erden, sondern sammelt sie im Himmel. (V.19-20)
Und wieder wird das Bild unserer fest verschlossenen Hände ein Sinnbild dafür, dass wir uns entweder an unsere eigenen Sicherheiten klammern können und uns darum sorgen, ob wir genug haben oder dafür, dass sich unsere Hände öffnen und wir von Gott alles zu empfangen wissen und im Vertrauen auf Ihn sogar geben können. Denn erst, wenn wir auf Gott vertrauen, dass Er uns versorgt, brauchen wir uns um uns selbst keine Sorgen mehr machen, sondern können eine Bereitschaft zum Geben entwickeln.
- Das wahre Fasten
So ist das Fasten, welches uns in den nächsten 40 Tagen bevorsteht nicht ein bloßer Verzicht auf bestimmte Speisen. Das Fasten ist nicht das bloße Folgen von den Buchstaben eines Gesetzes, welches ich am Schluss gemeistert habe und mir dafür auf die Schultern klopfen kann. Das Fasten ist vielmehr eine Nachfolge im Geiste, welche mich auch dazu bringt von mir selbst, von meinem verletzten Ego und von meinem Besitz Abstand zu nehmen.
Viel schöner und treffender, wie ich es sagen könnte, schreibt der hl. Chrysostomos vom Fasten: Die Tat ist nur von wirklichem Wert, wenn sie aus reinem Herzen kommt; wenn man bereit ist dem Reichtum zu entsagen und über dem Geld steht; wenn man bereit ist den Armen Almosen zu geben; wenn man nicht nur seine eigenen Kinder liebt und herzt, sondern auch Waise und Arme. Man beweist wirkliches Fasten, wenn man bereit ist, sich des Essens zu enthalten, damit die Hungrigen und Mittellosen zu essen bekommen. Man fastet wirklich, wenn man trotz der Belastung sein seelisches Gleichgewicht behält und sich nicht erlaubt die Geduld zu verlieren und wie ein Vulkan zu explodieren und alles um sich zerstört.
So lasst uns in der bevorstehenden Fastenzeit bereit sein zu vergeben, um selbst Vergebung zu empfangen und bereit sein zu geben, um selbst alles von Gott alles zu erlangen, was wir benötigen. Amen.