Starzen der Optina Pustyn’
Die wahren Glaubensstreiter Christi, die in der Optina Pustyn’ wirkten, zogen den besonderen Segen Gottes auf diese Stätte herab. Diesen Hauch eines anderen, besseren, ewigen Lebens fühlte jeder, der vielleicht auch nur einmal in Optina weilte. Für viele diente das Leben der Optina-Starzen als Leitstern zu einer höheren Welt inmitten des gefährlichen und stürmischen Lebensmeeres. Und viele gingen erneuert und wiedergeboren von dort weg und voller Kraft, um den schweren, engen Pfad zum ewigen Leben zu beschreiten.
Schiarchimandrit Isaakij (Antimonov) 1810-1894
Schiarchimandrit Isaakij, mit weltlichem Namen Ivan Ivanoviç Antimonov, kam in die Optina Einsiedelei, als diese von noch von Igumen Moisej verwaltet wurde. Auf Rat von Vater Makarij und mit dem Einverständnis des Igumen trat er zuerst ins Skit ein.
Bemerkenswert war, daß er schon bei der Einkleidung als Rjassophor-Mönch 1851 immer strenger gegen sich selbst und eifriger bei der Erfüllung der ihm aufgetragenen monastischen Pflichten wurde. Am 5. Oktober 1854 wurde er mit dem Namen Isaakij in die Mantia eingekleidet. Dann wurde er am 19. Juli 1855 zuerst zum Mönchsdiakon, und am 8. Juli 1858 zum Mönchspriester geweiht.
Als Vater Makarij einmal Metropolit Filaret aufsuchte, brachte er ihm seinen Wunsch zum Ausdruck, daß die Abtwürde in der Optina Pustyn’ nach dem Ableben von Archimandrit Moisej dem Skit-Priestermönch Isaakij übertragen werden möge, wobei er die großen Qualitäten seiner Persönlichkeit pries. Vladyka billigte vollkommen die Ansicht von Vater Makarij, und nun war die Ernennung Vater Isaakijs zum Abt schon eine beschlossene Sache. Als ein diesbezügliches Gerücht dem demütigen Vater Isaakij zu Ohren kam, begab er sich augenblicklich zum Starez, bat ihn um seinen Rat in dieser Angelegenheit und versuchte, die bevorstehende Ernennung abzuschlagen.
Am 7. September 1860 entschlief Vater Makarij nach einem langen, mühevollen und askesereichen Leben in Gott und hinterließ Vater Isaakij der Fürsorge seines unvergeßlichen Schülers und Nachfolgers, des großen Starez Hieroschimonachos Amvrosij.
Nach 2 Jahren entschlief 1862 auch Archimandrit Moisej, und Vater Isaakij mußte ihn nun bei der Verwaltung des Klosters ersetzen. Schwer fiel es dem demütigen Asketen, dem Liebhaber des Schweigens, der einen großen Teil seiner Zeit mit dem Lesen der Werke der heiligen Väter verbrachte, in die er sich zu vertiefen und in der Einsamkeit nachzudenken pflegte, die Last der Verwaltung des Klosters auf sich zu nehmen, welche mit ständigen Sorgen und dem Gerede der Leute verbunden war.
Am 8. September 1864 wurde er durch eine Verfügung des heiligen Synod von Erzbischof Grigorij zum Rang eines Igumen erhoben.
Vor allem beschäftigte sich Igumen Isaakij mit der Vollendung der unter Vater Moisej nicht fertiggebauten Kirche im Namen “Aller Heiligen” auf dem neuen Friedhof. Dann baute er gegen Ende der Sechziger Jahre in der Kirche der Gottesmutter von Kazan eine neue Ikonostase ein, und in der Kirche des Einzugs der Mutter Gottes in den Tempel baute er die alte um; weiterhin wandelte er die Steinfußböden in Holzfußböden um. Im Jahre 1874 nahm Igumen Isaakij, um den Wunsch des 1873 verschiedenen Skit-Vorstehers Vaters Ilarion zu erfüllen, den Bau eines neuen Krankenhauses in Angriff; so errichtete er mit den teilweise von Vater Ilarion selber, teilweise von seinen Verehrern gespendeten Geldern außerhalb der Klostermauern ein großes Gebäude für ein Krankenhaus mit einer dem hl. Hilarion des Großen geweihten Kirche.
Vater Isaak vollendete auch den Bau einer Wasserleitung und erstellte die Gebäude für ein neues Gästehaus, ein Backhaus, eine Küche für den Abt, eine für die Bruderschaft und eine Wäscherei. Umgebaut wurden die Bäckerei, der Block für die Unterkunft der Brüder gegenüber der Kirche der Gottesmutter von Kazan, der in die Behausung des Vorstehers umgewandelt wurde, der Viehstall und die alten Gästehäuser an beiden Seiten des Eingangstores. Unter seiner Verwaltung wurde im Skit mit eigenen Mitteln ein Seitenflügel gebaut, der in Erinnerung an den entschlafenen Starez Makarij den Namen des ehrwürdigen Makarij von Ägypten trägt; in der Folge wurde durch die tatkräftige Mithilfe des Mönches Irinarch Subbotin der Optina Pustyn’ im Kloster ein großer Glockenturm von 750 Pud (1 Pud = 16,38 kg) erworben.
Igumen Isaakij sorgte auch dafür, das Kloster durch den Erwerb eines Waldes für Bau- und Brennholz, den es unbedingt brauchte, sicherzustellen. Zu diesem Zweck kaufte er ein Waldterrain. Zur Ehre von Igumen Isaakij gereicht auch, daß er den Schatzmeister Vater Flavian bei dessen Anstrengungen unterstützte, im Kloster Gemüse- und Obstgärten anzulegen.
Das Kloster hatte einen großen Bedarf an Wachskerzen für kirchliche Zwecke. Daher kam ihm der Gedanke, im Kloster eine eigene Kerzengießerei einzurichten, wo gemäß den kirchlichen Vorschriften Kerzen aus reinem Wachs hergestellt werden könnten. Die Werkstatt wurde 1865 in Betrieb genommen.
Die geistlichen Kräfte waren in erster Linie im Skit konzentriert. Hier bildete Vater Amvrosij, der große Gottgefällige, das Haupt der geistlichen Kämpfer. Daher ist es nicht verwunderlich, daß Vater Isaak, der den Starez schon im Skit kennengelernt und auf seine inständige Bitte hin die Last der Abtwürde auf sich genommen hatte, ihm gleich von Anfang seines neuen Amtes an große Hochachtung, kindliche Liebe, Hingabe und Gehorsam entgegenbrachte. Auf diese Weise versuchte Vater Isaakij im Verlauf seiner langen, fast 32-jährigen Verwaltung des Klosters all die guten Überlieferungen der Optina-Starzen aufrechtzuerhalten, und gleichzeitig sorgte er sich um den geistigen Fortschritt der ihm anvertrauten Bruderschaft.
Im Jahre 1885 wurde Vater Isaakij zum Rang eines Archimandriten erhoben, jedoch ohne seine vorherige Zustimmung.
... Aber von jener Zeit an ließ seine Gesundheit allmählich nach, und daher begehrte er, im Geheimen in seiner Zelle ins große Schema eingekleidet zu werden, was dann auch vom Geistlichen Vater der Bruderschaft, dem Skit-Vorsteher Vater Anatolij, vollzogen wurde. Am 22. August 1894 entschlief er friedlich, im hohen Alter von 85 Jahren im Herrn.
Hieroschimonachos Ilarion (Ponomarev) 1805-1873
Hieromonachos Vater Ilarion, mit weltlichem Namen Rodion Nikitiç Ponomarev, wurde in der Osternacht von 8. auf 9. April 1805 geboren. Seine Kindheit und frühe Jugend verbrachte er im Kreis Novochopersk des Gouvernements von Voroneœ.
Am 13. März 1839 wurde er in die Zahl der Bruderschaft des Optina Skit aufgenommen. Starez Makarij wählte sich Rodion Nikitiç als Zellendiener aus und in diesem Gehorsamsdienst blieb er 20 Jahre lang in der Nähe des Starez, d.h. bis zum Tag von dessen seligem Ende, das am 7. September 1860 erfolgte. Starez Makarij, der auf dem Sterbebett in den letzten Tagen seines Lebens Vater Ilarion - zusammen mit seinem anderen Schüler, Vater Amvrosij - die Fortführung des Starezamtes nach seinem Ende übergab, vertraute viele seiner geistlichen Kinder dessen spiritueller Führung an. Vater Ilarion, der diesen Gehorsamdienst von seinem Starez übertragen bekommen hatte, trug ihn bis zum letzten Tag seines Lebens.
Außerdem wurde Starez Ilarion am 8. April 1863 zum Skit-Vorsteher und allgemeinen geistlichen Vater des Klosters ernannt. Hinsichtlich seines Dienstes am Skit und am Kloster hielt Vater Ilarion mit der größten Genauigkeit in allem - wie im Haushalt, so auch in der Lenkung des geistlichen Lebens - und soweit es ihm die Umstände erlaubten, an der Ordnung fest, die von seinem Vorgänger und Starez, Vater Makarij, eingeführt worden war.
Bis zur letzten Minute ließ der Starez - wie im Verlauf seines ganzen monastischen Lebens - auch nicht einmal von der Ausführung aller im Skit vorgeschriebenen Zellengebete ab, und wenn er zur Teilnahme an den Hl. Mysterien schritt, führt er stets die volle Gebetsregel für die Kommunizierenden aus.
Nachdem er am 18. September 1873 zum letzten Mal die Morgengebetsregel gehört hatte, empfing er in der ersten Morgenstunde die Hl. Mysterien. Um 6 Uhr erfolgte dann das stille, gnadenerfüllte, friedreiche Ende. Bei vollem Bewußtsein und voller Besinnung übergab er seinen Geist dem Herrn. Fortssetzung folgt
*Forts. - Anf. s. Bote 4/91