Predigt zum Herrentag vom verlorenen Sohn (1 Kor. 6:12-20; Lk. 15:11-32) (03.03.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist eine bildhafte Darstellung von uns allen. Gott, der Herzkenner, stellt am Beispiel eines einzelnen Menschen dar, wie die verführerische Anziehungskraft der Sünde uns alle von der wahrhaften Wonne des Lebens mit Gott abbringt und wie dank der Gnade Gottes in unserem Herzen die Last der Sündhaftigkeit empfunden wird, was uns schließlich wieder zu Gott zurückkehren lässt. Dieses Gleichnis ist zugleich ein Signal der Hoffnung für alle, die sich um ihre im Glauben erzogenen und dann auf Abwege geratenen Kinder Sorgen machen.
Der Himmlische Vater hält uns nicht mit Gewalt zurück. Wenn unsere Herzen mit Fleischeslust und Undankbarkeit erfüllt sind, sodass wir nicht mehr nach den Geboten Gottes leben wollen, lässt Er es in Seiner Vorsehung zu, dass wir uns von Ihm abwenden und erkennen, wie gefährlich es ist, nach der Lust unseres Herzens zu leben. Im Unterschied zu früheren christlichen Generationen wissen heute viele junge Menschen ja gar nicht, was ein tugendhaftes Leben ist und wozu es gut sein soll. Die im staatlich verordneten Atheismus Aufgewachsenen kannten dieses Ziel der Harmonie mit Gott ebenfalls nicht, doch galt zu ihren Zeiten noch eine halbwegs moralische gesellschaftliche Disziplin, für die Anstand und Ordnung noch bedeutungsvoll waren. Die Epoche, in der wir heute in der post-christlichen Gesellschaft leben, ist wohl erstmals in der Geschichte der Menschheit dadurch geprägt, dass die Jugend als Ideal für sich die hemmungslose Verwirklichung der eigenen Herzenslust erachtet. Wenn das Abweichen von zu der jeweiligen Zeit noch vorherrschenden ethischen Prinzipien damals als Aufstand gegen die Eltern und damit auch gegen die Gesellschaft angesehen wurde, fehlt dieses Element heute gänzlich. Für die heutige Gesellschaft ist es sogar zur Norm geworden, dass Ablehnung und Respektlosigkeit gegenüber althergebrachten Verhaltensnormen zielstrebig („viral“) vorangetrieben werden. Dies ist letztlich – ob bewusst oder unbewusst – eine Auflehnung gegen Gott. Und dieser Weg ist tödlich, „denn siehe, alle die von Dir weichen, werden umkommen“ (Ps. 72:27).
Solange der Mensch sich noch auf diesem Irrweg befindet, kann er jedoch umkehren. Gott erwartet geduldig seine Umkehr, nur muss diese aus ganzem Herzen vonstatten gehen. Und dann gilt: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger“ (Röm. 5:20). Ehre Dir, o Herr! Amen.