Schima Priestermönch Nektarij[1] (*1853-†1928) ist der letzte, vom Konzil[2] gewählte Optina[3] Starez[4]. In den Jahren der schweren Heimsuchungen trug er das Kreuz des Starzendienstes[5] für die Russische Orthodoxe Kirche, das Land und das Volk.
Von Gott mit größter Prophetengabe und Scharfsinnigkeit versehen, sah er, lange vor der Revolution und dem Bürgerkrieg, die kommenden Trauerereignisse und Drangsale der Menschen, das Martyrium seiner geistlichen Kinder und die Verwüstung Russlands voraus.
Starez Nektarij betete für das ganze Land, tröstete die Menschen und festigte sie im Glauben. In den Jahren schwerster Versuchungen nahm er das Sündenjoch, den Kummer und die Not der Menschen auf sich.
Vater Nektarij teilte das Schicksal vieler seiner Landsleute: Er wurde verfolgt, verbannt und verschied im Exil[6].
Infolgedessen ist über den letzten Optina Starez, der seinen geistigen Kampf bereits im gegenwärtigen Jahrhundert durchführte, viel weniger bekannt, als über seine glorreichen Vorgänger.
Zur Zeit der Verfolgung der Kirche, des Mönch- und Priestertums, war der Briefwechsel mit dem Starzen erschwert. Es gelang, nur einige Briefe ausfindig zu machen.
Er führte keine Tagebücher und Aufzeichnungen. Dank der Erinnerungen seiner geistlichen Kinder sind nur einzelne seiner Äußerungen und Belehrungen bekannt, die bisweilen nur aus einigen Sätzen oder Wörtern bestehen.
Ein Porträt des Starzen wurde nicht gezeichnet, es gibt jedoch einige Bleistiftskizzen und Zeichnungen, in denen seine Gestalt teilweise angedeutet wurde.
50 Jahre verbrachte der Starez Nektarij in der Skite der Optina Pustyn, davon 20 Jahre in der Klause. Er erklomm die geistige Leiter von der Klause hinauf zum Starzendienst, aber der geistliche Weg des Starzen bleibt uns für immer verborgen. Als Vater Nektarij über seinen Weg befragt wurde, antwortete er demütig: „Ich saß in meinem Kellion[7] und tat Buße, darauf beweinte ich 30 Jahre lang meine Vergehen“.
Die Lebensbeschreibung des Staren Nektarij setzt sich aus dokumentarischen Zeugnissen, d.h. aus seinen eigenen Äußerungen, Ermahnungen und Belehrungen zusammen, die von seinen geistlichen Kindern aufgeschrieben worden sind. Sie hatten das Glück, sich einst mit ihm getroffen zu haben. Dieses Treffen blieb für immer in ihren Herzen, bereicherte sie geistig und veränderte ihr Leben.
Mit der Zeit werden vielleicht die eingebüßten Dokumente, Zeugnisse, Erinnerungen und Briefe zurückkehren, die das Leben des Vaters Nektarij, des gottseligen Optina Starzen, vervollständigen werden. Der Herr möge uns helfen!
[1] Gottseliger Nektarij von Optina - *1853-†1928; Gedenktage: 29. Apr./12. Mai und 11./24. Okt.
Schima Priestermönch – ist ein Priestermönch, der zudem in die große Schima geschoren wurde. Die Weihe des Mönchs in die große Schima ist zeitlich entschieden länger; hierbei gelobt der Mönch, dass er sich von der Welt und von allem weltlichen abkehren wird. Ein Schima Mönch trägt einenChiton (altgriech. Xίτων - Kleid), ein Skapulier (lat. scapularium „Schulterkleid“), einen Gurt, einen Soutane (französ. eigtl. Untergewand), einen Umhang (engl. Mantle – wört.: Umhang; griech: μανδύας, mandyas; kirch.-slw.: мантия, mantiya), einen Koukoulion (slw.: Kukol; traditionelle Kopfbedeckung der Mönche) und Sandalen (griech. sandálion = Riemenschuh).
[2] Das Lokalkonzil der Russischen Orthodoxen Kirche, an dem der Starez Nektarij für heilig erklärt wurde, fand am 6. Juni 1988 statt.
[3]Optina Pustyn (russ.: Оптина пустынь – wört: Optina Wüste)ist ein Kloster, dass drei Kilometer westlich von Kozelsk (Russland) liegt. Im 19. Jhr. war dieses Kloster eines der wichtigsten geistlichen Zentren der Russischen Orthodoxen Kirche. Das Kloster wurde im XV. Jhr. von einem Räuber Namens Opta (russ.: Оптия) gegründet, als Mönch bekam er den Namen Makarij (nicht zu verwechseln mit dem heiligen Makarij von Optina).
[4]Starez oder Starze (russ.: старец - der Alte, Greis; cтарчество - Starzentum)
[5] Jahre seines Starzendienstes: 1912-1928; Revolutioniere Epoche in Russland: 1912-1922
[6] Exil in Cholmitschi (Oblast Kaluga, Russland) – Starez Nektarij verbrachte seine letzten Lebensjahre im Exil (1923-1928).
[7] Kellion – Klosterzelle