Predigt zum Samstag der 36. Woche nach Pfingsten (Kol 1,1-6, Lk 16,10-15) (10.02.2024)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lieber Vater, liebe Gläubigen,
in der heutigen Lesung hören wir vom Mammon, der „Wurzel aller Übel“; wir hören davon, dass wir füreinander beten sollen; dass Gott unsere Herzen kennt und wir hören vom treu sein.
Im Altgriechischen meint „treu“ auch „gerecht, vertrauenswürdig, jemanden, der sein Wort hält“. Gott ist ein treuer Gott. Selbst wenn wir untreu werden, bleibt Er treu. In der heutigen Epistel nennt der Hl. Paulus die Gläubigen in Kolossai „die heiligen und treuen Brüder in Christo“. Heilig und treu heißt standhaft im Glauben zu sein. Aber auch im Arbeitsalltag zeigt sich menschliche Treue. Dort lauten die geschäftlichen Tugenden: Fleiß, Ehrlichkeit, Arbeitseifer, Rechtschaffenheit und Treue. So geschah auch Josephs erster Aufstieg in Ägypten. Er war treu und so wurde ihm alles anvertraut.
Weiter sagt der Herr, man kann nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon. Das Wort „Mammon“ stammt aus dem Aramäischen und bedeutet „Besitz, Vermögen“. Dabei ist Besitz an sich nichts Schlechtes, aber es stellt eine Versuchung dar. Wenn uns etwas daran liegt, wenn wir beginnen, unser Herz daran zu hängen, nennen die Väter es „Habsucht“. Gott kennt unsere Herzen. „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Wo ist unser Herz?
Gott ermahnt uns immer wieder, gegen die Leidenschaften zu kämpfen. Zuerst durch die Propheten, dann durch Seinen Sohn und schließlich durch die Apostel. Nicht um unser Hab und Gut sollen wir uns sorgen, sondern tugendhaft sollen wir sein und auch möglichst noch andere zur Tugend anleiten.
Uns sollte nicht so viel an der Welt liegen. Fragen wir uns lieber, wie es um unsere Seele steht. In einer Stadt sperrt man die wilden Tiere in einen Zoo. In der „Stadt unserer Seele“ aber lassen wir die Bestien wild umherlaufen, wo sie brüllen und toben. Da hilft es, einen großen Bogen um die Versuchungen dieser Welt zu machen, denn wenn einmal bspw. ein wilder Bär entkommen ist, machen wir ja auch die Wohnung zu und schlagen Seitenwege ein, um dem wilden Tier ja nicht zu begegnen, wie es der Hl. Johannes Chrysostomus beschreibt.
Die Weisungen der Väter lehren uns, dass das Gegenteil des Extrems der Habsucht nicht das Extrem der Armut ist, denn dann wären die letzten Dinge dieses Menschen noch schlimmer als die ersten. Sondern das Gegenteil der Habsucht stellt die „Freiheit vom Besitzstreben“ dar, die sich dann in „selbstloser Freigiebigkeit“ entfaltet. Evagrios Ponticus vergleicht diese wahrhaftige, christliche Selbstlosigkeit mit einem hochfliegenden Adler, der nur dann um der Nahrung willen tiefer fliegt, wenn die Not ihn dazu zwingt. Lasst uns also nicht nur von unserem Überfluss geben, sondern aus vollem Herzen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Amen.